Sozialforschung

Statt des großen Glücks kamen Angst und Panik

Ein Team aus Wissenschaft und Praxis arbeitet in einem neuen Projekt zusammen, um Menschen in – scheinbar – ausweglosen Situationen zu helfen.
Ein Team aus Wissenschaft und Praxis arbeitet in einem neuen Projekt zusammen, um Menschen in – scheinbar – ausweglosen Situationen zu helfen.Getty Images
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Eine von fünf Müttern und einer von zehn Vätern leiden nach der Geburt ihres Kindes an psychischen Problemen. Ein Tiroler Forschungsprojekt will dieses Tabu aufbrechen – und bessere Unterstützung für Betroffene schaffen.

Thema: Lichtblicke

Beim zweiten Kind war alles ganz anders. Als ihre Tochter vier oder fünf Tage alt war, habe sie die erste Panikattacke erlebt, erzählt Noemi H. „Ich konnte nicht mehr schlafen, hatte unglaubliche Angst vor dem plötzlichen Kindstod.“ Daher hielt sie nachts Wache, aß tagsüber immer weniger – während die Angstgedanken immer häufiger und immer stärker wurden. „Ich war in permanentem Alarmzustand. Alles drehte sich nur noch darum, ob es der Kleinen gut geht.“Wir suchen in diesem Themenschwerpunkt nach Momenten, Geschichten und Modellen, die den lebensnotwendigen Optimismus erlauben, in einer Zeit, in der Pessimismus durch die Pandemie allgegenwärtig ist.

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H. hatte schon einen Sohn, wusste also, dass das nicht so sein muss. Sie suchte Hilfe in der Psychiatrie – und wurde enttäuscht: „Dort hätte man mich nur ohne mein Neugeborenes aufgenommen. Und als ich fragte, ob ich mit Beruhigungsmitteln auch stillen könne, meinte der Arzt: ,Dann stillen Sie ab jetzt nicht mehr.‘“ Diese Reaktion habe sie, die ohnehin völlig aufgelöst war, schockiert und sehr verletzt, schildert sie. Weil sie ihre Erfahrungen anderen Eltern ersparen wollte, wandte sie sich an die Sozialforscherin Jean Paul von der Medizinischen Universität Innsbruck.

Ein „Dorf“ für die Kinder

Man kannte sich beruflich, die gebürtige Australierin befasst sich seit 2018 im Projekt „Village“ damit, wie man Kindern psychisch kranker Eltern helfen kann. H., selbst Sozialarbeiterin, wirkte bei dem Projekt mit. Das Thema ist verwandt, denn bei betroffenen Kindern ist das Risiko, selbst irgendwann psychische Probleme zu bekommen, besonders groß. Um ihnen zu helfen, soll das gesamte soziale Umfeld zu einem „Dorf“ vernetzt werden, so der Gedanke hinter „Village“.

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