Forschungsfrage

Wie kann ich kreativ mit Wut und Angst umgehen?

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Humor, geistige Flexibilität und Bewegung im Alltag helfen, Stresssituationen zu bewältigen. Trainings aktivieren die betreffende Gehirnregion.

Stellen Sie sich vor, an der Kassa beginnt die Person vor Ihnen ein Informationsgespräch zu Kundenkarte und Bonusvorteilen mit der Kassierin, anstatt den Einkauf abzuschließen. Wie kommt man aus der Wut heraus, die in den Wartenden aufsteigt? Oder ein Autofahrer schneidet Ihnen den Weg ab, drängt Sie in gefährliche Manöver – da paaren sich die Emotionen Angst und Wut sehr schnell. Ein Forschungsteam vom Institut für Psychologie der Uni Graz hat experimentell getestet, wie einfache Strategien den Menschen helfen, im Alltag ärgerliche oder angsteinflößende Situationen neu zu bewerten.Wir suchen in diesem Themenschwerpunkt nach Momenten, Geschichten und Modellen, die den lebensnotwendigen Optimismus erlauben, in einer Zeit, in der Pessimismus durch die Pandemie allgegenwärtig ist.

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Die Frage war: Kann Kreativität beitragen, Wut und Angst zu bewältigen? „Die Kreativitätsforschung wurde bisher selten mit der Forschung über Gefühlsregulierung verknüpft“, sagt Corinna Perchtold-Stefan, die mit Ilona Papousek und Kolleginnen Tests und Trainings durchführte (gefördert vom Wissenschaftsfonds FWF). In einer Studie suchten die Psychologinnen nach Probanden mit „Statistik-Angst“. Diese ähnelt der Mathematik-Angst, die weit verbreitet ist, wie viele aus Mathe-Matura-Albträumen wissen. „Im Psychologiestudium und verhaltenswissenschaftlichen Studien führt die Statistik-Angst zu schlechten Leistungen und Stress, zum Aufschieben von Lernen und Prüfungen und kann sich auch als Angst vor dem Gespräch mit Statistik-Vortragenden ausdrücken“, erklärt Perchtold-Stefan.

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Die Untersuchungsreihe konnte also zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Forscherinnen untersuchten den Zusammenhang von kreativer Umbewertung der Angstsituationen mit der Gehirnaktivität, und die Probanden lernten zugleich, ihre Ängste im Studium und im Alltag besser zu bewältigen. In Gruppentrainings erfuhren die Leute mit Statistik-Angst von gleichaltrigen Trainerinnen und Trainern, dass man Kreativität einsetzen kann, um Situationen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Ein Tipp ist etwa, auch in negativen Erlebnissen positive Aspekte zu suchen – oder etwas Humorvolles darin zu entdecken. „Die Menschen haben von Natur aus unterschiedliche Tendenzen, Dinge umzubewerten. In den Trainings kann man den Teilnehmern diese Strategien beibringen.“ Im EEG-Labor der Uni Graz zeigte sich dann, dass die Gehirnaktivierung im linken präfrontalen Kortex (Stirnlappen) nach den Trainings stärker war als davor. „Auch ein Überschreiben von dominanten Verhaltensmustern ist gelungen“, so Perchtold-Stefan.

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