Global Family

Urlaub für Familien in Not

Krystyna und Karl Polaska-Auer von Global Family im Wiener Palais Hansen Kempinski, einem ihrer Partnerhotels.
Krystyna und Karl Polaska-Auer von Global Family im Wiener Palais Hansen Kempinski, einem ihrer Partnerhotels.Clemens Fabry
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Krystyna und Karl Polaska-Auer ermöglichen bedürftigen Familien kostenlose Hotelaufenthalte. Auch „Corona Heroes“ werden unterstützt.

Thema: Lichtblicke

Nach der Urlaubswoche mit ihrer damals sechsjährigen Tochter, diesen sorgenfreien Tagen nach einer unvorstellbar schwierigen Zeit, hat Krystyna Polaska-Auer beschlossen: Das, was sie hier im Hotel Post in Abtenau erleben durfte, einen kostenlosen Urlaub, „bei dem meine einzige Aufgabe war, Zeit für meine Tochter zu haben“, hat ihr und ihrem Kind so sehr geholfen, „dass ich mir vorgenommen habe: Ich möchte das zurückgeben.“Wir suchen in diesem Themenschwerpunkt nach Momenten, Geschichten und Modellen, die den lebensnotwendigen Optimismus erlauben, in einer Zeit, in der Pessimismus durch die Pandemie allgegenwärtig ist.

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Seit damals ist Polaska-Auer in jener Hilfsorganisation engagiert, die ihr den kostenlosen Urlaub ermöglicht hat: „Global Family Charity Resort, das Reisebüro der Menschlichkeit“. Vermittelt über das Frauenhaus, in dem sie mit ihrer Tochter untergekommen war, nachdem ihr Mann versucht hatte, sie zu töten.

Heute organisiert Polaska-Auer als Reiseleiterin bei Global Family – wo sie auch ihren heutigen Mann und Global-Family-Gründer Karl Polaska-Auer kennengelernt hat – Urlaube: für armutsgefährdete Eltern und Kinder, die sich einen solchen niemals leisten können. Für Familien mit kranken Kindern, um ihnen eine Auszeit zu ermöglichen. Für Kinder, die Gewalterfahrungen machen mussten, Misshandlungen ausgesetzt waren.

Denn Urlaub zu machen sei ein Menschenrecht, findet Global-Family-Gründer Karl Polaska-Auer. Auch er weiß, „was es bedeutet, Sorgen zu haben“. Polaska-Auer stammt selbst aus ärmlichen Verhältnissen. Als er neun Jahre alt war, wurde der Vater zum Pflegefall, „es war ein Drama für die ganze Familie“. Viele Jahre später, als Polaska-Auer als PR–Berater für Luxus- und Wellnesshotels in zahlreichen gehobenen Hotels unterwegs war, „habe ich gemerkt, wie gut es mir geht. Und ich wusste: Es gibt so viele Familien, die sich auch wünschen würden, einmal sorgenfrei Urlaub zu machen.“

Also begann er, Hoteliers von seiner Idee zu erzählen: einen Urlaub an Familien zu verschenken, die gar nicht wissen, wie sich ein solcher anfühlt. „Und die Hoteliers haben durch die Bank gesagt: Das ist eine gute Idee. Das machen wir gern.“ Im Sommer 2007 lud Hotelier Adi Werner vom Arlberghospiz die ersten Familien – vermittelt über Pro Juventute – in sein Hotel ein, „zum Empfang hat er sogar Musik bestellt, und nach einer Woche Urlaub gab es Tränen der Rührung auf beiden Seiten“.

Seither konnte Global Family Hunderten Familien einen kostenlosen Aufenthalt ermöglichen, die Zahl der Partnerhotels ist über die Jahre auf rund 300 gewachsen. Der Großteil liegt in Österreich, wobei es auch Hotels in Hamburg und Kroatien gibt. Die meisten Hotels sind gehobene Häuser, meist Vier- und Fünf-Sterne-Hotels: vom Le Meridien in Wien über das Hotel Tennerhof Relais & Chateau in Kitzbühel bis zum Wellnesshotel Schwarz in Mieming. Die Hotels stellen die Zimmer kostenlos zur Verfügung, bekommen dafür also nichts. Wobei das so nicht stimme, sagt Krystyna Polaska-Auer: „Sie bekommen“, sagt sie, „unvergessliche Momente.“

Um Familien zu finden, arbeitet Global Family mit mehr als 80 Hilfsorganisationen im deutschsprachigen Raum zusammen „Wir sind sozusagen ein Service für andere Hilfsorganisationen.“ Krystyna Polaska-Auer telefoniert die Hilfseinrichtungen durch, um nachzufragen, „ob sie eine Familie haben, der wir einen Urlaub schenken könnten“. Für sie versucht Polaska-Auer dann einen Urlaub zu buchen. Nicht selten hat sie schon das letzte freie Zimmer in der Hochsaison für eine bedürftige Familie bekommen. Eine schöne Geste der Hotels, „die das Zimmer auch für 3000 Euro vermieten könnten“.

Bauernhöfe gesucht

Wobei sich einige der Familien durchaus schwer damit tun, in einem Luxushotel einzuchecken. Weil sie die Sorge haben, dort nicht dazuzugehören. Nicht das passende Gewand zu haben. Anfangs seien viele, vor allem die Eltern, introvertiert, „man kann dann im Lauf der Woche die Veränderung beobachten“. Wenn die Eltern und Kinder bemerken, dass sie in den Hotels angenommen, „dass ihnen die Wünsche von den Augen abgelesen werden“, sagt Karl Polaska-Auer. „Das macht viel mit ihnen, vor allem mit den Kindern. Es geht auch um das Selbstwertgefühl, das wir ihnen so geben können.“

Natürlich sei es für ein großes Luxushotel einfacher, ein Zimmer für eine Woche zu verschenken, als für einen kleinen Betrieb. Dennoch würde sich Global Family auch Bauernhöfe als Partner wünschen: Weil sich manche Familien in einfacheren Pensionen wohler fühlen würden als im Fünf-Sterne-Resort. Aber vor allem auch: Weil ein Urlaub auf dem Bauernhof, umgeben von Tieren, für traumatisierte Kinder so wichtig sei: „Wir sehen ganz oft, dass Kinder, die etwa nach Gewalterfahrungen aufgehört haben zu reden, mit Tieren wieder beginnen zu sprechen“, so Karl Polaska-Auer.

Kleine Glücksmomente

Nicht alle Hotels, die sich bei Global Family engagieren, laden Familien zu sich ein: Andere verschenken Gutscheine für Hotel-Aufenthalte, die Global Family dann bei Charity-Events verlost. Oder an jene Helfer weitergibt, die etwa Frauen und Kinder aus Sicherheitsgründen von den Frauenhäusern abholen und ins Hotel führen, die sogenannten Drive Angels. Andere Hotels – wie etwa das Palais Hansen Kempinski in Wien – stellen ihre Räumlichkeiten für Charity-Events zur Verfügung: So hat Global Family im Oktober im Kempinski ein Nachmittagsprogramm für bedürftige Familien ausgerichtet, bei dem etwa Ex-Fußballer Toni Polster einem Buben mit Behinderung zum Geburtstag einen Fußball überreicht hat. Ein kleiner Glücksmoment, den der Bub „wohl nie vergessen wird“.

Überhaupt, Glücksmomente: Weil durch die Pandemie das Verreisen nicht so einfach möglich war – vor Corona hat Global Family pro Jahr mehr als hundert Familien einen Urlaub ermöglicht, heuer waren es coronabedingt nur 45 –, gibt es auch die Aktion „Glücksmomente“, bei der etwa Tagesausflüge ermöglicht werden. So wurde eine Mutter mit ihren drei Kindern, eines davon im Rollstuhl, auf den Donauturm eingeladen. „Sie haben uns erzählt, dass sie auf so einen Moment gewartet haben. Sie haben zwar genug Geld, um zu überleben, aber keine Kapazität für Ausflüge.“

2019 hat Global Family von den Vereinigten Bühnen 200 Freikarten für das Musical „I Am from Austria“ bekommen: „Für eine Familie, die noch nie im Theater war, ist das ein ganz besonderes Erlebnis, plötzlich in der zweiten Reihe zu sitzen“, sagt Krystyna Polaska-Auer. Auch viele Prominente - von Stermann und Grissemann bis Gernot Kranner – engagieren sich ehrenamtlich bei Global Family.

Und als Corona kam, hat Karl Polaska-Auer die Aktion „Corona Heroes“ ins Leben gerufen: Das in der Pandemie extrem geforderte Pflegepersonal kann sich bei Global Family bewerben – und in einem von 65 Partnerhotels Urlaub zum halben Preis machen, auch Partner oder Kinder mitnehmen. 600 Menschen haben auf diese Weise bereits günstiger Urlaub gemacht.

Auf einen Blick

Global Family Charity Resort heißt der Verein von Krystyna und Karl Polaska-Auer, der seit 2007 Familien, die etwa Krankheit oder Gewalt erlebt haben, einen kostenlosen Urlaub in einem (meist gehobenen) Hotel ermöglicht.

In der Pandemie wurden zudem die „Glücksmomente“ ins Leben gerufen: Dabei werden Sachspenden oder Eintrittskarten an Familien verschenkt. Nach Ausbruch der Pandemie hat Global Family auch die Aktion „Corona Heroes“ ins Leben gerufen: Dabei kann u. a. Covid-Pflegepersonal zum halben Preis in 65 Hotels Urlaub machen.

www.global-family.net

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2021)

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