Willenskraft

Lukas Müller:„Kein Wunder, eine Sensation“

Ein Sturz auf dem Kulm veränderte sein Leben, seitdem ist der Rollstuhl sein Wegbegleiter. Doch Lukas Müller wollte einfach „wieder aufstehen“.
Ein Sturz auf dem Kulm veränderte sein Leben, seitdem ist der Rollstuhl sein Wegbegleiter. Doch Lukas Müller wollte einfach „wieder aufstehen“.JFK/EXPA/picturedesk.com
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Seit einem Sturz 2016 ist der Skispringer Lukas Müller inkomplett querschnittgelähmt. Seine Unabhängigkeit eroberte er zurück.

Thema: Lichtblicke

Lukas Müller lacht. Auch diesen Lockdown habe er relativ locker ausgehalten, sagt der Vermögensberater. Er hält ohnehin ganz andere Sachen aus, weil er Belastungsgrenzen kennengelernt hat, die eigentlich keiner je erleben sollte. Müller, 29, war am 13. Jänner 2016 beim Skifliegen auf dem Kulm schwer zu Sturz gekommen. Als der Vorspringer, sie heben für Event und Veranstalter bei schwierigsten Verhältnissen ab, am Tag darauf im Spital aus dem Tiefschlaf geholt wurde, wusste er, dass nach wie vor etwas nicht stimmte. Diagnose: inkomplette Querschnittlähmung. Er sagt: „Ich habe mir das Genick gebrochen.“Wir suchen in diesem Themenschwerpunkt nach Momenten, Geschichten und Modellen, die den lebensnotwendigen Optimismus erlauben, in einer Zeit, in der Pessimismus durch die Pandemie allgegenwärtig ist.

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Müllers Rückenmark wurde nicht vollständig durchtrennt. Er erlitt eine Lähmung vom sechsten Halswirbel abwärts. Schlimmes zu realisieren funktioniert in schrittweiser Aufarbeitung. Je gravierender die Folgen, desto länger dauert dieser Prozess. Der dreimalige Junioren-Weltmeister machte es im Schnelldurchlauf. Da der Aufschlag mit 120 km/h aus sieben Metern Höhe, dann das Gespräch mit dem Arzt. Das Begreifen, im Rollstuhl zu sitzen, nie wieder gehen zu können, sei alles, nur nicht leicht. Trotzdem: Direkte Fragen habe er lieber als skeptische Blicke, obgleich selbst die für ihn längst „normal geworden“ sind.

Gehen, ohne fremde Hilfe

Wenn er jetzt, fast sechs Jahre später, zurückblickt, sieht er einen Anfang. Dann kamen Veränderungen sonder Zahl, Monate voll Angst, Schweiß und Tränen. Kopf und Hände waren sein „Startkapital“, und es sei „eine Sensation“, was er geschafft habe. „Kein Wunder, eine Sensation“, wiederholt er und führt genauer aus, was er meint. Unglaublich sei es gewesen, nach der Schufterei mit Krücken auf eigenen Beinen zu stehen. Zu gehen, „ohne fremde Hilfe“, sagt er mit emotional intonierter Stimme. Man hört seine Freude, nein: Man spürt sie.

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