Song zum Sonntag

Hier hört man die Wut wachsen

Jean Dawson
Jean Dawsonbeigestellt
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Aus Mexiko kommt der Rapper Jean Dawson. Seinem Debütalbum „Pixel Bath“ (2020) hört man Punk-Einflüsse an. Er wollte einfach einmal schreien, sagt er über seinen neuen Song

Jean Dawson feat. Mac DeMarco: „Menthol“.Wut ist nicht sofort da, sie keimt, wächst, schwillt, bis sie explodiert, weil sie explodieren muss: Das Großartige am vorliegenden Stück ist, dass es genau das vorführt – und damit erklärt, dass die Wut nicht unberechtigt sein muss, nur weil ihr Ausbruch irrational klingt. Es beginnt fast besonnen: „Sitting at the end of the road“, meditiert Dawson mit brüchiger Stimme, findet erst Trost im Rauchen, dann doch nicht, klingt immer getriebener. Indessen setzt in drei Stufen ein Rhythmus ein, der auch zum in Doderers „Merowingern“ beschriebenen Wutparcours pauken könnte. Hier katalysiert er einen Ausbruch, in dem das Wörtchen, das wir dezent als „f**k“ schreiben, sehr oft vorkommt. Im Instrumentalteil spielt Kollege DeMarco eine provokant coole Gitarre. Ihm gehört auch das Schlusswort: eine Sprachnachricht, in der er Dawson ermahnt, „that you should take it easy on yourself“. Gemein!

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2021)

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