Die rechte Rebellion der „rabiaten weißen“ Hausfrauen

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Mehr als die Hälfte der Aktivistinnen sind Frauen. Hinter Gründung und Erfolg der Tea Party stehen „Pionierinnen“ wie Amy Kremer und Jenny Beth Martin. Ihnen ist die Ausgabenpolitik Obamas ein Dorn im Auge.

Washington/Wien. Liberale Amerikaner stempeln die Tea-Party gern als eine Bewegung „rabiater weißer Männer“ ab. Das stimmt so nicht ganz. Tragende Kraft des erzkonservativen Flügels der Republikaner, der die US-Politik ordentlich durchgerüttelt hat, sind wütende weiße Mittelschichtfrauen.

Öffentlich geprägt wurde das Image der politisch aktiven ultrarechten Vorstadt-Mom von schrillen Polit-Celebrities wie Alaskas Ex-Gouverneurin Sarah Palin, Christine O'Donnell (Delaware) und Sharron Angle (Nevada). Offensichtlich sind diese Frauen mit ihren radikalen Ansichten zur Sexualaufklärung oder zur Abschaffung von Ministerien selbst konservativen Wählern zu weit gegangen: Sowohl O'Donnell als auch Angle scheiterten bei der Kongresswahl.

Diese Politikerinnen sind ohnehin nur Aushängeschilder der Bewegung. Eigentliches Rückgrat bilden ihre weitaus unscheinbareren Gesinnungsgenossinnen an der Basis. Mehr als die Hälfte der Tea-Party-Aktivistinnen sind weiblich, zeigt eine Studie. Hinter der Gründung und dem Erfolg der Tea Party stehen „Pionierinnen“ wie Amy Kremer und Jenny Beth Martin. Die beiden Ex-Hausfrauen aus einem Vorort von Atlanta führen heute die zwei wichtigsten Organisationen der Bewegung an, den Tea-Party-Express und die Tea-Party-Patriots.

Kennengelernt haben sie sich im konservativen Internet-Blog „Smart Girls Politics“ der Hausfrau und Mutter Stacy Mott. Dann ging alles ziemlich schnell: Auf rege, empörte Online-Diskussionen über die Ausgabenpolitik der Regierung folgten Telefonkonferenzen und schließlich regelmäßige Treffen. Irgendwann stießen Personen mit politischer Erfahrung dazu. Und schon wurden die ersten nationalen Demos gegen Barack Obamas Gesundheitsreform organisiert.

Für das republikanische Amerika ist dieses weibliche Polit-Engagement wie eine kleine Revolution. Ist doch die Grand Old Party traditionell eine Männerhochburg. Den Tea-Party-Erfolg bei Frauen erklärt sich Beth Martin so: „Es sind meistens Frauen, die das Familienbudget verwalten. Sie wissen aus eigener Erfahrung, was es heißt, Schulden zu machen. Und sie wissen, dass man langfristig so nicht leben kann.“ basta.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2010)

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