Kontrollen wird es wohl noch länger geben. Aber ist zusätzlich zu einem Impfzertifikat noch ein PCR-Test nötig?
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Mitreden: Ist 2-G-Plus für Gastronomie und Co. sinnvoll?

Alles besser als noch ein Lockdown? Oder ist eine Testpflicht für Geimpfte und Genesene - auch bei der erwarteten raschen Ausbreitung von Omikron - unnötig? Auch Experten sind sich nicht einig. Diskutieren Sie mit!

Vorerst wurden die Pläne für eine breite 2-G-Plus auf Eis gelegt - verworfen wurden sie allerdings nicht. Derzeit gilt bei Besuchen in Krankenhäusern eine PCR-Testpflicht für Geimpfte und Genesene. Und vor Inkrafttreten des letzte Lockdowns galt sie in Wien beim Besuch von Nachtgastro und Kultureinrichtungen. Wien hat noch vor kurzem die Ausweitung dieser Regel auf die gesamte Gastronomie angekündigt, daraus wurde (noch) nichts.

Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) sprach sich nun im Anbetracht von Omikron für 2-G-Plus aus. Wie eine ausgebaute PCR-Test-Infrastruktur funktionieren könne, hätte Wien bereits gezeigt. Nun müssten auch die anderen Bundesländer folgen: „Das würde uns helfen, frühzeitig diese Infektionsketten zu brechen, uns helfen, das Geschehen besser zu kontrollieren.“ Und auch die Forschungsplattform "Covid-19 Future Operations" fordert regelmäßige PCR-Tests für alle: Es sei zwar kein Ende der Pandemie in Sicht, aber subjektiv könne sie in den Hintergrund treten, "wenn wir gewisse Handlungen zur Gewohnheit machen, ähnlich wie wir z.B. unsere Kleidung dem Wetterbericht anpassen". 

Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems sieht das in einem aktuellen Interview mit Köksal Baltaci differenzierter: „Bei Dreifachgeimpften der Zusatznutzen zu gering. Selbst, wenn sie sich gegenseitig in einem Lokal anstecken sollten, werden die wenigsten von ihnen auf einer Intensivstation landen. Bei Ungeimpften und Zweifachgeimpften hingegen, bei denen die zweite Impfung länger als vier Monate zurückliegt, halte ich eine Testpflicht für sinnvoll.“ Hinzu kommt, dass PCR-Tests zwar gratis sind, aber den Steuerzahler doch einiges kosten.

Auch „Alles gurgelt"-Erfinder und Virologe Christoph Steininger  sieht das 2-G-plus-Konzept kritisch. Steininger sagt im Gespräch mit Köksal Baltaci: „Als die Initiative gegründet wurde, gab es keine Impfung, Testungen waren eine der wenigen verfügbaren Instrumente zur Risikoreduktion. Aber das Gefüge hat sich geändert“. Jetzt müsse der Fokus „auf der deutlichen Steigerung der Impfrate liegen."

Widerstand gegen 2-G-Plus regt sich im Kulturbereich. Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder meinte im Gespräch mit Almuth Spiegler: „2-G-Plus bei Museen gleicht einer Schließung“. Auch Kinos meldeten (allerdings noch vor dem Lockdown) große Bedenken an. Anders sehen es mehrere österreichische Top-Gastronomen: Alles sei besser als noch ein Lockdown. Man wolle einfach wieder Gastgeber sein.

Auch beim Verfassungsgericht ist 2-G-Plus ein Thema. Ein dreifach geimpfter Biologe hat dort einen Individualantrag eingebracht - gegen den Lockdown für alle. Begründung: Dreifachgeimpfte seien sehr gut vor Infektion und Transmission geschützt, daher sei der Lockdown für diese - stark wachsende - Personengruppe nicht angemessen gewesen. Stattdessen wäre dem (geringen) Restrisiko mit 2-G-Plus beizukommen. Mehr Details lesen Sie im Artikel von Anna Thalhammer.

(sk)

Diskutieren Sie mit: Wie sinnvoll ist eine 2-G-Plus-Regel für (dreifach) Geimpfte und Genesene? Hätten Sie Verständnis dafür? Und wenn ja - in welchen Bereichen?

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