Gegensätzlicher könnten der scheidende und der neue Gouverneur Kaliforniens nicht sein: Intellektueller Pazifist folgt auf Actionstar.
Der Gegensatz zwischen dem scheidenden und dem neuen Gouverneur Kaliforniens ist so stark wie Schwarzeneggers angespannter Bizeps: Der Mann, der den Job des früheren „Terminator“-Darstellers in Sacramento übernehmen wird, studierte einst Zen-Buddhismus, er half Mutter Teresa in Kalkutta und ernährt sich vegetarisch. Der 72-jährige Demokrat Jerry Brown ist das intellektuelle Gegenstück zum „Gouvernator“, der nach zwei Amtszeiten die politische Bühne in Kalifornien räumen muss.
Als Schwarzenegger 1982 als „Conan der Barbar“ noch mit Schwertern wild um sich schlug, hatte Brown schon fast seine zweite Runde als kalifornischer Gouverneur absolviert. 1975 war er als jüngster Kandidat angetreten, diesmal war er der älteste. Der Spitzname „Governor Moonbeam“ hängt dem früheren Weltraumfan noch immer an. Brown war ein vehementer Vietnamkriegsgegner, lebte als Gouverneur in einer kleinen Wohnung, propagierte Energiesparen und ging mit der Country-Rock-Sängerin Linda Ronstadt aus.
Mit einer Arbeitslosenquote von mehr als zwölf Prozent und einem Milliardendefizit im Budget hinterlässt ihm Schwarzenegger ein schwieriges Erbe. Der einzige Lichtblick: Der Beliebtheitsgrad des scheidenden Politikers ist so tief gesunken, dass Brown als neuer Hoffnungsträger zumindest eine willkommene Abwechslung bietet.
Schwarzenegger, der als „grüner“ Gouverneur in die Geschichte eingehen möchte, zeigte sich in der Wahlnacht gewohnt kämpferisch. Dass es ja keiner wagen sollte, sich in die kalifornische Umweltpolitik einzumischen, warnte der gebürtige Steirer. „Dann sagen wir: ,Hasta la vista, Baby!‘“ Da grinste er, der Noch-Gouverneur. DPA
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2010)