Innsbruck

Bürgermeister Willi: "Wir müssen uns schon an Verträge halten"

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne)
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Innsbrucks Stadtchef denkt trotz des anhaltenden Budgetstreits nicht daran, in Neuwahlen zu gehen. Er "halte viel aus und noch viel mehr", betont Willi.

Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) denkt inmitten des Streits um das Doppelbudget 2022/23, das ausverhandelt war und vergangene Woche hätte beschlossen werde sollen, nicht an Neuwahlen. Nach einem überraschenden Abänderungsantrag der ÖVP, den eine Mehrheit unterstützte, unterbrach er die Sitzung vergangenen Donnerstag und leitete umgehend Prüfungen ein. Bei einer Pressekonferenz am Montag meldete Willi rechtliche Bedenken an, zeigte sich aber auch kompromissbereit.

"Ich werde alles umsetzen, was ich umsetzen darf", stellte der grüne Stadtchef klar. "Rechtliche Schranken" stellten für ihn auch "die politische Schmerzgrenze" dar. "Wir müssen uns schon an das Stadtrecht und aufrechte Verträge halten", mahnte Willi. So stelle sich für ihn die Frage, ob ein Abänderungsantrag "mit großer Mehrheit gefasste Beschlüsse im Gemeinderat" - wie etwa die Neugestaltung des Vorplatzes des Haus der Musik - oder Dienstverträge aufheben könne.

Der Änderungsantrag betreffe 110 Positionen im Dienstpostenplan und enthalte etliche Streichungen, die - "nüchtern betrachtet" - vor allem sein Ressort und das seiner grünen Mobilitätsstadträtin Uschi Schwarzl beträfen, informierte Willi - etwa eine Kürzung des "Radmasterplans". Die Unterstützer des Abänderungsantrags sprachen in Aussendungen vergangene Woche von "nice-to-have" Projekten.

Versuchen, "das alles möglichst gut hinzubringen"

Er "halte viel aus und noch viel mehr", kommentierte Willi den aktuellen Budgetstreit und gab sich resilient. Schließlich sei er als "direkt gewählter Volksvertreter (...) den Wählern im Wort". Ein möglicher Neuwahlantrag sei zwar innerhalb des grünen Klubs diskutiert werden, aktuell aber kein Thema. Ein solcher müsste eine Zweidrittelmehrheit erhalten. Nun gehe es vielmehr darum, "mit ruhiger Hand und Umsicht" zu agieren und zu versuchen, "das alles möglichst gut hinzubringen".

Wenn "so massiv in ein ausverhandeltes Budget eingegriffen" werde, müssen finanzielle Auswirkungen fachlich gründlich geprüft werden, betonte Willi, es gelte "Qualität vor Schnelligkeit". Die Fraktionen müssten Zeit haben, die Konsequenzen der "Streichungen politisch abzuwägen", erklärte Willi. Dann erst könne der Budgetgemeinderat fortgesetzt werden. Er rechnete mit Anfang kommender Woche, hoffte aber jedenfalls, dass das Budget noch in diesem Jahr beschlossen werde.

Die Tatsache, dass sich eine Mehrheit gegen ihn gebildet hat, und er womöglich ein ihm unliebes Budget verabschieden muss, schien Willi jedenfalls nicht zu irritieren. "Noch ist die Budgetsitzung nicht zu Ende", unterstrich der grüne Politiker. Ein Budget würde sich im Laufe des Jahres immer wieder verändern. Außerdem gebe es viele Möglichkeiten, Projekte "die auf der Strecke bleiben" "wieder aufleben zu lassen" - etwa durch Nachtragskredite. "Ich habe noch viele Spielbeine", meinte der Stadtchef.

Auf einen Blick

Der Bürgermeister hatte dem Gemeinderat vergangenen Donnerstag ein - wie er meinte - "beschlussfähiges" Doppelbudget für 2022/23 präsentiert. Am Dienstag habe die letzte Abstimmung mit allen ressortführenden Fraktionen, den Stadträtinnen und Stadträtin und den Klubobleuten stattgefunden, damals habe es weder Änderungen noch Wünsche gegeben, unterstrich der Bürgermeister. "Am letzten Abdruck" legte die ÖVP dann am Donnerstag einen Abänderungsantrag vor. Dieser wurde am Donnerstag von der Liste Für Innsbruck (FI), FPÖ, Liste Fritz und Gerechtes Innsbruck (GI) - und damit von einer Mehrheit unterstützt.

Im Vorfeld dieser Sitzung war es zu einer Auseinandersetzung zwischen Willi und einer Allianz aus Ex-Koalitionspartnern und Oppositionsparteien gekommen. Willi wollte nur ein einjähriges Budget machen, weil nach seiner Ansicht die rechtliche Grundlage für ein Doppelbudget fehlte. Gegner sahen dies anders sowie auch die Landesaufsichtsbehörde, die daraufhin eingeschaltet wurde. In einer Gemeinderatssitzung im Sommer wurde schließlich der Antrag für ein Doppelbudget mehrheitlich angenommen. Doch auch schon davor wurde die Innsbrucker Stadtpolitik von argen Zerwürfnissen unter den Parteien gebeutelt. Nach der Beendigung der Viererkoalition aus Grünen, SPÖ, ÖVP und FI durch Willi im März wurde schließlich das Freie Spiel der Kräfte ausgerufen, dessen Fortbestand sich an der Budgetfrage spießen könnte.

(APA)

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