Coronamaßnahmen

Omikron: Mückstein empfiehlt "Booster-Shot" ab zwölf Jahren

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am Dienstag
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) am DienstagAPA/GEORG HOCHMUTH
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In Österreich wurden bisher 59 Omikron-Fälle gezählt. Der Gesundheitsminister mahnt deshalb dazu, sich dreimal gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Das Vakzin von Novavax könnte noch in dieser Woche zugelassen werden.

Omikron, die neue Variante des Coronavirus, breitet sich derzeit rasant aus. Schon in mehr als sechzig Ländern wurden Infektionsfälle nachgewiesen. In Großbritannien gehen Experten davon aus, dass noch Ende dieser Woche rund die Hälfte aller Covid-Erkrankungen auf die Mutante zurückzuführen sind, derzeit sind es geschätzt 30 Prozent. In Dänemark werden alle Schulkinder in vorgezogene Weihnachtsferien geschickt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Und wie gestaltet sich die Situation in Österreich?

Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) zufolge durchaus angespannt: „Wir wissen schon vieles über die neue Virusvariante, aber noch nicht genug.“ So deuteten Daten etwa daraufhin, dass die Mutante ansteckender sei als die bisher dominierende Delta-Variante. Ob die mit Omikron verbundenen Krankheitsverläufe auch schwerer ausfallen, sei dagegen noch unklar.

Fest stehe: „Es liegt im Wesen eines Virus, sich an sich verändernde Verhältnisse anzupassen“ und das tue das Coronavirus auch. Allerdings: „Auch wir sind besser darin geworden.“ So habe die Bundesregierung nach Bekanntwerden von Omikron in Südafrika seine Einreisebestimmungen sowie Kontrollen verschärft.

Bisher gebe es dennoch 59 bestätigte Omikron-Fälle. Damit diese Zahl niedrig bleibe, sei es wichtig, Abstand zu halten, sich die Hände zu waschen, in Innenräumen Maske zu tragen, die sozialen Kontakte zu reduzieren - und sich möglichst „noch vor dem Weihnachtsfest einen Booster-Shot“ zu holen, folglich eine dritte Impfung gegen das Virus. Denn: „Wir können mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass Auffrischungsimpfungen einen guten Schutz gegen Omikron bieten", meinte Mückstein. „Damit können wir uns ein solideres Schutzschild gegen die Welle erarbeiten.“ 

Und das gelte nicht nur für Erwachsene: Schon ab dem zwölften Lebensjahr werde eine Auffrischungsimpfung empfohlen, verwies Mückstein auf entsprechende Beratungen des Nationalen Impfgremiums (NIG). Offiziell verkündet werden dürfte diese morgen, Mittwoch. Bis jetzt werden österreichweit nur über 18-Jährige „geboostert“ - ausgenommen in Wien, wo die Drittimpfung schon ab 16 Jahren angeboten wird.

Bergthaler: Dreifach Geimpfte gut geschützt

„Die Wissenschaft hat so schnell reagiert wie noch nie zuvor“, betonte auch der Molekularbiologe Andreas Bergthaler vom Research Center for Molecular Medicine (CeMM). Tatsächlich seien am 23. November unter Millionen von Virussequenzen erstmals drei gefunden worden, die mehrere Mutationen aufgewiesen haben - und damit sei Omikron entdeckt worden. Drei Tage darauf habe die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Variante als „besorgniserregend“ eingestuft.

Und wieder nur wenige Tage später hätten Forscher „wie in einem Rennen" festgestellt, welche Auswirkungen die neue Variante haben könnte. Die bisherigen Erkenntnisse: Zweifach Geimpfte verfügen über einen schwächeren Schutz, dreifach Geimpfte sowie Erkrankte, die sich nach ihrer Genesung impfen ließen, über einen guten Schutz vor Omikron. Auch der vierte bundesweite Lockdown trage zum Schutz bei: Dieser habe „ ein gutes Timing" gehabt, da sich die Mutante so nicht so schnell durchsetzen könne.

Prekäre Lage auf Intensivstationen auch nach Weihnachten

Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), ortete die zentrale Aufgabe nun darin, die Gesundheitsversorgung sicherzustellen - und verwies auf die Lage auf den Intensivstationen. Dort würde die Zahl der Covid-Patienten nicht so schnell kleiner werden wie es derzeit bei den registrierten Neuinfektionen mit dem Coronavirus der Fall sei. Seine Prognose: Bis weit nach Weihnachten werde auf den Intensivstationen eine hoch angespannte Situation herrschen. Darauf lasse nicht zuletzt der Blick nach Großbritannien und Dänemark schließen.

Ähnlich Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit: „Es bleibt eine Zeit der fordernden Informationen“, verwies sie darauf, dass ständig neue Informationen auftauchen würden und man kaum Zeit habe, diese „zu verdauen“. Umso wichtiger sei es, dass „gewisse Dinge zu einem No-Brainer werden“. Das bedeute: Sich darauf verlassen, was man schon wisse. Dazu zähle das Wissen, dass man sich dreimal impfen lassen sollte. Das gelte auch für Personen, die das Vakzin von Johnson & Johnson gewählt hätten, das ursprünglich als Einmalimpfung vorgesehen war. „Das ist jetzt obsolet.“ Auch mit AstraZeneca Geimpfte sollten sich einen dritten Stich holen, appellierte Reich.

Zudem sei nicht auszuschließen, dass nach den drei Stichen noch ein vierter hinzukommen werde, da Omikron die Karten neu durchmische. Aber: Es wäre ein Fehler, jetzt ungeimpft auf den adaptierten Impfstoff zu warten. Insbesondere mit Blick auf Weihnachten: Wenn man „sich mit seinen Liebsten treffen“ wolle, geschehe das am besten nach einer Drittimpfung und in Kombination mit negativen Corona-Tests.

Vakzin von Novavax steht vor der Zulassung

Abschließend gab Reich noch einen Ausblick: Der sogenannte rekombinante Proteinimpfstoff von Novavax - eine Untereinheit von klassischen Totimpfstoffen - stehe kurz vor seiner Zulassung. Konkret solle diese im Laufe dieser Woche erfolgen. Verimpft werden könnte das Vakzin dann im Idealfall noch Ende Dezember, so Reich.

Was sie nicht dazu sagte: Vakzine wie jenes von Novavax enthalten nicht das ganze Virus wie bei klassischen Totimpfstoffen, sondern einzelne Proteine davon, die gereinigt, modifiziert und aufbereitet werden. Bei Sars-CoV-2 wird das Spike-Protein verwendet, das das Virus zum Andocken an die ACE2-Rezeptoren auf den menschlichen Zellen braucht.

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