Studie

2388 Firmen gingen 2021 an die Börse

In Deutschland legte der Funkturmbetreiber Vantage Towers den größten IPO hin.
In Deutschland legte der Funkturmbetreiber Vantage Towers den größten IPO hin.
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2021 ist gekennzeichnet von einem Boom an Börsengängen, den die Welt seit gut 20 Jahren nicht mehr gesehen hat. Mehr als ein Viertel davon entfiel auf leere Hüllen, die nun erst ein Unternehmen zum Kauf suchen.

Die Coronakrise kann Investoren ihren Appetit auf Börsenneulinge ganz offenbar nicht nehmen: Im zu Ende gehenden Jahr gab es nach einer Studie der Unternehmensberater von EY so viele Börsengänge (IPO) wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr.

2388 Unternehmen wagten 2021 weltweit den Schritt an den Aktienmarkt und erlösten damit 453 Milliarden Dollar, jeweils rund zwei Drittel mehr als 2020. Mehr war es zuletzt im Jahr 2000 gewesen, als in Deutschland der Neue Markt auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung gewesen war.

„2021 war ein extrem starkes IPO-Jahr“, sagte EY-Listing-Experte Martin Steinbach am Dienstag. Allein in Europa habe sich das Volumen der 485 Emissionen auf 81 Milliarden Euro nahezu verdreifacht.

Tech-Firmen bleiben populär

Vor allem Firmen mit digitalen Geschäftsmodellen seien gefragt. Jeder vierte Börsenneuling kam aus der Tech-Branche, jeder dritte Dollar, der in Neuemissionen investiert wurde, kam Technologie-Unternehmen zugute. Gleichzeitig sei viel Geld im Markt, das nach lukrativen Anlagen suche.
Auch für das kommende Jahr rechnet Steinbach mit einer großen Zahl von Börsengängen aus dem Technologie- und dem Gesundheitssektor. „Alles in allem ist damit das Umfeld für Börsengänge derzeit ausgesprochen gut“, sagte Steinbach.

Das gelte im Besonderen auch für Deutschland. EY zählte in diesem Jahr 30 Börsengänge deutscher Unternehmen, davon allerdings nur 22 an einer deutschen Börse. Acht entschieden sich für ausländische Handelsplätze, allen voran für die US-Börsen Nyse und Nasdaq. Darunter waren der Online-Modehändler MyTheresa, der Solar-Autobauer Sono Motors und der Flugtaxi-Entwickler Lilium, der durch die Verschmelzung mit einer leeren Unternehmenshülle (Special Purpose Acquisition Company, kurz SPAC) an die Technologiebörse Nasdaq ging.

Run auf SPACs

Der SPAC-Boom ist vor allem in den USA ungebrochen: 646 solcher Firmenmäntel, davon 91 Prozent aus den USA, sammelten in diesem Jahr 161 Milliarden Dollar ein – sie alle sind in den nächsten Monaten auf der Suche nach einem Unternehmen, das sie schlucken können.

Mit Neuemissionen in Deutschland erlösten Unternehmen 9,3 Milliarden Euro, einschließlich der vier SPACs waren es 10,2 Milliarden.

Der Funkturm-Betreiber Vantage Towers legte mit 2,2 Milliarden Euro den größten Börsengang in Deutschland und zugleich den drittgrößten in Europa hin. Dahinter rangieren der Berliner Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit 1,8 Milliarden Euro und die Linux-Software-Firma Suse mit 1,1 Milliarden Euro.

Die Größten der Großen

Für das kommende Jahr hält Steinbach 17 bis 23 Börsengänge in Deutschland für möglich. Zu den größeren Kandidaten zählen das Pharmaunternehmen Cheplapharm, der Prothesenhersteller Ottobock und das Stellenanzeigen-Portal Stepstone.

Weltweit war 2021 die Emission des US-Elektroautobauers Rivian mit einem Erlös von 13,7 Milliarden Dollar die größte, vor China Telecom mit 7,4 Milliarden Dollar.

(Reuters/red.)

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