Belarus

Die Rache Lukaschenkos an seinen Gegnern

Nach mehr als eineinhalb Jahren in U-Haft wurde Sergej Tichanowski nun zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt.
Nach mehr als eineinhalb Jahren in U-Haft wurde Sergej Tichanowski nun zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt.APA/AFP/BELTA/SERGEI KHOLODILIN
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„Anstiftung zum sozialen Hass": Der bekannte Videoblogger und Mann von Oppositionschefin Swetlana Tichanowskaja wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Ein Gericht in der belaruischen Stadt Gomel hat am Dienstag Sergej Tichanowski, den Ehemann der nach Vilnius geflüchteten demokratischen Oppositionsführerin, und fünf weitere Aktivisten zu hohen Haftstrafen verurteilt. Dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Tichanowski war in einem über fünf Monate dauernden Geheimprozess die Organisation von Massenunruhen, die Anstiftung zum sozialen Hass und die Behinderung der Arbeit der Zentralen Wahlkommission vorgeworfen worden. Der bekannte Videoblogger wurde für diese angeblichen Vergehen zu drakonischen 18 Jahren Arbeitslager verurteilt.

Sergej Tichanowski hatte vor den mutmaßlich gefälschten Präsidentenwahlen vom 9. August 2020 den beliebten YouTube-Kanal „Seite für das Leben“ betrieben. Dort wurden gewöhnliche Bürger aufgerufen, über ihre Probleme mit Beamten und Bürokratie zu berichten. Der Kanal war so erfolgreich, dass sich Tichanowski entschied, für das Amt als Staatspräsident zu kandidieren. Er wurde noch während des Wahlkampfs in der belarussischen Stadt Grodno festgenommen und saß seither in U-Haft. Erst nach Sergej Tichanowskis Verhaftung entschied sich das Ehepaar, stattdessen Swetlana Tichanowskaja ins Rennen zu schicken. Laut Exit-Polls und einer Parallelzählung der Opposition gewann sie die Wahlen. Bei einem Behördengang am Tag nach der Wahl wurde sie jedoch massiv bedroht und ins Exil nach Vilnius gezwungen. Dort führt die nunmehrige Alleinerzieherin zweier Kinder eine Art Exil-Regierung auf einer Etage eines Hochhauses.

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