KSV-Prognose

"Kein harter Aufprall": Insolvenzen 2021 auf Vorjahresniveau

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Die Wirtschaft hänge zwar weiterhin am "seidenen Faden", Rückenwind sei jedoch vorhanden, so KSV1870-Chef Vybiral. Für 2022 werde ein Anstieg auf das Vorkrisenniveau erwartet.

Ein harter Aufprall wegen der Coronakrise hat im Insolvenzbereich weder für Firmen noch für Private stattgefunden. "Die Betriebe sind mehrheitlich gut durch die Krise gekommen, haben die Hilfen gut angenommen", sagt der Chef des Gläubigerschutzverbandes KSV1870, Ricardo-José Vybiral. "Rückenwind für 2022 ist vorhanden." Sowohl die Firmen- als auch Privatpleiten bleiben heuer laut Hochrechnung auf Vorjahresniveau. Ab 2022 wird jeweils ein Anstieg aufs Vorkrisenniveau erwartet.

"Wir sehen ganz klar, dass sich die Unternehmen nach 21 Monaten Achterbahnfahrt ab dem ersten Lockdown wieder stabilisiert haben", sagte Vybiral bei einer digitalen Pressekonferenz vor Journalisten am Mittwoch. "Bei Privaten ist die Kreditstimmung ungetrübt, es gibt aber eine Verschiebung hin zu langfristigeren Finanzierungen im Immobiliensektor." Heuer wird mit 4,2 Millionen Kreditanfragen gerechnet (2020: 4 Mio., 2019: 4,4 Mio.).

Die Unternehmensstimmung ist laut KSV-Umfrage jedenfalls "auf Vorkrisen-Niveau". Zwei Drittel der Betriebe bewerten die Geschäftslage mit sehr gut oder gut. Fast gleich viele Firmen rechnen heuer mit mehr Gewinn als zuletzt, rund die Hälfte hat mehr Umsatz. Drei Viertel sprechen von einem Aufschwung im "daily business".

KSV-Chef ortet "einige Hausaufgaben"

Fürs kommende Jahr ortet der KSV-Chef trotz des "Rückenwindes" und den Lehren aus der Krise aber doch auch "einige Hausaufgaben zu erledigen: Das wichtigste ist die politische Stabilität als Basis." Damit das potenziell mögliche Wirtschaftswachstum auch erreichbar ist, müssten strukturelle Probleme der heimischen Wirtschaft überwunden werden. So müsse der Fachkräfte und generelle Arbeitskräftemangel bekämpft werden. Es brauche ein breiteres Aus- und Weiterbildungsangebot für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Schwierigkeiten gibt es auch wegen der Lieferketten, die Unternehmen hätten in der Krise aber dazugelernt und etwa mehr auf regionalere Lieferungen gesetzt. Grundsätzlich hänge die Wirtschaft nämlich schon noch an einem "seidenen Faden", sagte Vybiral.

Firmenpleiten zuletzt auf Vorkrisenniveau

Im vierten Quartal haben sich die Pleiten sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Privaten bereits wieder ans Vorkrisenniveau angenähert, erläuterte der KSV-Insolvenzrechtler Karl-Heinz Götze. Mit dieser Entwicklung wird auch in den kommenden Jahren gerechnet. Die Zahl der Privatpleiten bleibt heuer gegenüber dem Vorjahr mit rund 7.300 stabil. Gegenüber 2019 (rund 9.500 Privatpleiten) gibt es damit aber einen Rückgang von 22,5 Prozent. Vor Corona gab es im Monat durchschnittlich 780 private Insolvenzen, seit Corona rund 630.

Bei den Unternehmen ist das Bild derzeit gleich. Mit gut 3000 Insolvenzen heuer bleibt der Wert gegenüber 2020 stabil, bricht gegenüber 2019 mit damals gut 5000 Pleiten um rund 39 Prozent ein. Vor dem ersten Lockdown gab es durchschnittlich 414 Insolvenzen im Monat, seither rund 230. Aber: sowohl bei den Privaten als auch bei den Unternehmen haben sich die Werte aus dem vierten Quartal 2019 - dem letzten vor der Coronakrise - und dem Wert des auslaufenden aktuellen vierten Quartals 2021 angeglichen. Bei den Firmen werden heuer fürs vierte Quartal 1234 Pleiten prognostiziert (Q4 2019: 1217), bei den Privaten sind es in den letzten drei Monaten 2021 2301 Insolvenzen (Q4 2019: 2304), so der KSV.

"Wir glauben nicht, dass es einen Insolvenzschock geben wird, wenn auch Nachzieheffekte über die kommenden Jahre", sagte Götze. "Das Vorkrisenniveau ist als realistisch anzusehen."

(APA)

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