Leitartikel

Die Misere in Bosnien ist Symptom einer zögerlichen EU-Politik

Schwieriges Gedenken. Bei der Eröffnung eines Mahnmals für getötet Serben, außerhalb von Sarajewo.
Schwieriges Gedenken. Bei der Eröffnung eines Mahnmals für getötet Serben, außerhalb von Sarajewo.APA/AFP/ELVIS BARUKCIC
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Drei Jahrzehnte nach dem Krieg steckt der Balkan-Staat in einer tiefen Krise. Und die EU-Länder haben noch immer kein passendes Rezept gefunden.

Es waren hitzige Reden, ein Streit darüber, ob Bosnien und Herzegowina ein eigener Staat sein dürfe und die serbische Volksgruppe Teil davon sein will. Vor 30 Jahren, im Herbst 1991, hatte sich die Lage in der damaligen Teilrepublik des zerfallenden Jugoslawien immer mehr zugespitzt. Der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, stieß im Parlament in Sarajewo unumwunden Drohungen gegen die Bosniaken – die bosnischen Muslime – aus: Es sei der „Weg zur Hölle“, sollte auch Bosnien die Eigenstaatlichkeit erklären. Und die Hölle brach herein: mit Massenmorden, Massenvertreibungen und dem Genozid in Srebrenica, wo 8000 bosniakische Männer und Buben von serbischen Einheiten ermordet wurden.
Karadžić sitzt heute im Gefängnis. Er wurde vom UN-Tribunal für Ex-Jugoslawien wegen Völkermordes verurteilt. Ein großer Krieg wie vor drei Jahrzehnten droht Bosnien heute zum Glück nicht mehr. Doch das Land befindet sich in einer tiefen Krise wie schon lang nicht mehr.

Das Bizarre – und Tragische – daran: Im politischen Konflikt von heute wird über beinahe dieselben Dinge diskutiert wie vor drei Jahrzehnten. Und zwar: Soll es einen funktionierenden Gesamtstaat Bosnien und Herzegowina überhaupt geben, und soll die serbische Volksgruppe des Landes Teil davon sein?

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