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Excel-Weltmeisterschaft erfährt große Resonanz

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Die diesjährige Weltmeisterschaft im Finanzmodellieren ist auf nie dagewesenes Interesse gestoßen. 194.000 Personen sahen live dabei zu, wie der Australier Andrew Ngai seinen kanadischen Kontrahenten schlug.

Es gibt böse Zungen, die behaupten, dass Schach keine Sportart ist. Während das Brettspiel aber gemeinhin als Denksport anerkannt ist, ist das Bearbeiten von Excel-Tabellen für die meisten Otto-Normal-Verbraucher eher Qual, als Hobby. Nicht so für die Riege der „Finanzmodellierer". Sie finden Spaß daran, schwierige Rechenaufgaben unter Zeitdruck im Excel-Programm zu lösen. Finanzmodellieren fällt seit einigen Jahren unter die Kategorie E-Sports, also jener Sportarten, die ausschließlich am Computer, in diesem Fall im Programm Excel, absolviert werden. Ein Nischensport im Nischensport also, an deren Finale dieses Jahr aber satte 194.000 Menschen interessiert waren.

Preisgeld von 10.000 Dollar

So viele Personen haben nämlich live mitverfolgt, wie der diesjährige Financial Modelling World Cup, also die Weltmeisterschaft im Finanzmodellieren, zu Ende ging. Die Veranstaltung war seit 13. November im Gang gewesen und ist nun mit einem Sieg für Australien ausgegangen. Der in London lebende Andrew Ngai hat seinen kanadischen Kontrahenten Michael Jarman mit 734 zu 280 Punkten geschlagen, wie der „Standard“ berichtete. Für die Lösung der Aufgaben gab es maximal 1000 Punkte zu erreichen. Ziel ist es, eine abstrakte Darstellung einer realen Finanzsituation zu erstellen. Ngai ist es mit seiner Lösung gelungen, sich das Preisgeld von 10.000 US-Dollar zu sichern.

Der Weltcup ist jedes Jahr das Ereignis, bei dem sich die klügsten Köpfe unter den Rechen-Fans treffen, um im sportlichen Wettstreit gegeneinander anzutreten. Mitmachen können alle, die ein kleines Preisgeld zahlen und sich trauen. Die erste Runde des Bewerbs steht allen Interessierten offen, professionelle Erfahrung im Finanzsektor ist für die Teilnahme nicht erforderlich. Zur Vorbereitung stehen angehenden Finanzmodellierern die Angaben der Vorjahresbewerbe auf der Website des Weltcups zur Verfügung. Manche der Angaben sind kostenlos, andere können für 10 Dollar das Stück erworben werden.

Österreicher unter den Top 10

Die Excel-Rechnerei ist zwar ein Nischensport, aber in Wirtschaftskreisen doch weit verbreiteter, als auf den ersten Blick vermutet werden könnte. Unter der allgemeinen Wertung aller Teilnehmer befindet sich auch ein Österreicher im Spitzenfeld. Christian Hüber, Financial-Advisory-Manager beim internationalen Consulting-Unternehmen „Deloitte“, konnte mit 9070 Punkten den siebten Platz auf der Weltrangliste erklimmen. Im Vorjahresbewerb gelang es dem Wiener sogar, den fünften Platz der internationalen Wertung zu erreichen. Die Spitze der Gesamtjahreswertung führt nicht etwa der Weltmeister Ngai an, sondern sein US-amerikanischer Kollege. Der New Yorker Diarmuid Early liegt mit einer Bewertung von 11.700 fast tausend Punkte vor dem Weltcup-Sieger.Was bei Betrachtung des Rankings der besten Excel-Experten sofort auffällt ist, dass deutlich mehr Männer, als Frauen vertreten sind. Erst auf Platz 27 der allgemeinen Jahreswertung befindet sich mit Lianna Gerrish aus den USA das erste weibliche Rechen-Talent. Diese Verteilung kann aber nicht etwa auf die Mathematik-Kenntnisse der Teilnehmerinnen zurückzuführen sein. Viel wahrscheinlich ist, dass die Verteilung mit der Unterrepräsentation von Frauen in Wirtschaftsunternehmen zu tun hat, insbesondere in Führungspositionen. Laut einer Studie von „Deloitte“ betrug der Frauenanteil in dieser Branche im Jahr 2020 nur 8,2 Prozent; in nur einem Fünftel aller Unternehmen gibt es echte Chancengleichheit.

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