Opernkritik

Der Gral im Gefängnis: Buhs und Bravos beim "Parsifal"

Staatsoper/Michael Pöhn
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„Parsifal“ in der Regie von Kirill Serebrennikov: erstmals vor – teils protestierendem – Publikum in der Staatsoper.

„Mistinszenierung!“, ereiferte sich ein Besucher vor dem dritten Aufzug. „Dann geh ham!“, konterte ein anderer schlagfertig – und erntete Gelächter und zustimmenden Applaus, der in die Ovationen für Philippe Jordan und das Orchester überging. Das war gleichsam das Satyrspiel zur wüsten Tragödie nach dem ersten Aufzug: Brutale Buhrufe hatten lauten Beifall provoziert. Vergeblich, dass am Besetzungszettel auf Wagners Wunsch nach Stille nach dem ersten Akt hingewiesen wurde. Freilich hat das Publikum das Recht, auch Unmut zu zeigen. Aber diese in der Opernwelt außerordentliche Stille ist ein schützenswertes Kulturgut, und die orthodoxen Wagnerianer, die den Komponisten vor in ihren Augen abwegigen Regieideen bewahren wollen, handeln mit ihrem Grölen selbst gegen ihn.

Ja, die emotionalen Wogen gingen hoch bei dieser als „Premiere vor Publikum“ ausgewiesenen Vorstellung: Die Neuinszenierung des „Parsifal“ hatte im April vor leerem Haus stattfinden müssen. Beim Wiedersehen in teils neuer Besetzung schärft sich der Blick, sowohl für die Stärken als auch für die Schwächen dieser Deutung.

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