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Luxus

Grandhotels: Zu Hause für ein paar Stunden

Grandhotels sind Bühnen der Geschichte, sie transportieren die Gegenwart von gestern in die Welt von morgen. Das Raffles Singapore, das King David in Jerusalem, das Palácio Estoril –  sie überstehen auch Kriege und Krisen.

Es ist sehr einfach und sehr falsch, ein Grandhotel als etwas Dekadentes zu bezeichnen, weil kaum jemand weiß, was Grandhotels sind, und was Dekadenz bedeutet. Es gibt auf der Welt viele luxuriöse Häuser, die sich alle unterscheiden, genauso wie es viele Möglichkeiten gibt, dieses Wort für sich auszulegen. Aber eines muss jeder Interpretationsgrundlage gemein sein, bei allen Vorurteilen und Varianten: dass Dekadenz dem Untergang geweiht ist. Sie ist das Ende von etwas. Schon immer. Weltuntergangsstimmung. Ein Mittel gegen die Leere unseres Daseins, durch das wir, im Bewusstsein der eigenen Sterblichkeit, mit Rausch und Genuss entkommen.

Das Fin de Siècle, das Ende des Römischen Reiches und anderer Reiche und irgendwann auch wir, in dieser aufgegeilten Welt, kurz vor dem Höhepunkt. Wir bauen zwar keine Gebäude mehr, die tausend Jahre alt werden, das haben moderne Demokratien so an sich, und moderne Demokraten feiern auch keine Orgien mehr, auf denen Champagner in reißenden Bächen fließt, wie in Thomas Coutures Gemälde „Les Romains de la décadence“, jedenfalls nicht ungestraft. Unsere Dekadenz besteht aus Dingen, die man kaufen kann, und Dekoration, die auf etwas macht, das sie nicht ist. Bücherregaltapeten, Werbeattrappen, Schaufensterpuppen, Eier aus Bodenhaltung, Warteschleifen, Telefonieren generell, oder das, was heute noch davon übrig ist: Menschen, die Fotos machen, hoch- und runterladen, alles online kaufen, kaum noch Antiquitätenläden, nur noch mehr Läden, in denen man Handys kaufen kann, kurze Hosen und Döner. Wir sind eine Einweggeneration, die demonstrieren geht, wenn der Tag lang ist, sich aber lieber fünf Paar Billigschuhe kauft anstatt eins, das gut ist und lange hält. Weil das eben teuer ist und alles, was teuer ist, für Reiche ist, und dass alle Reichen eben so sind, wie alle denken, ist leicht gesagt und nicht ganz fertig gedacht, nicht alle sind Waffenhändler.

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