Schneesport

Wie Skilehrer die Schulbank drücken

Beschwingt geht es den Berg hinab und sollte auch der Charakter zukünftiger Ski- oder Snowboardlehrer sein.
Beschwingt geht es den Berg hinab und sollte auch der Charakter zukünftiger Ski- oder Snowboardlehrer sein.Michael Amme / laif / picturedesk
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Ski- oder Snowboardlehrer sind begehrt. Doch bevor Skischüler aller Altersklassen unterrichtet werden dürfen, müssen die angehenden Lehrer selbst die Schulbank drücken.

Nach der verpatzten Skisaison im vergangenen Winter – zumindest gilt das für jene, die keine Skigebiete vor der Haustür haben – scheint die aktuelle aus heutiger Sicht gerettet. Doch bevor so mancher die Ski anschnallt, wird noch rasch der eine oder andere Skikurs gebucht. Zwei Trends zeichnen sich dabei ab: „Erwachsene wählen häufig Kurse, die maximal drei Tage dauern“, erzählt Hermann Koch von der gleichnamigen Skischule in Obertauern. Auch die Gruppen sind mit maximal zehn Teilnehmern kleiner geworden. „Immer öfter wird aber auch ein Privatskilehrer gebucht“, erzählt Koch. Und noch etwas wird zunehmend wichtiger: „Internationale Gäste wollen lieber in ihrer eigenen Sprache unterrichtet werden“, sagt Koch, der daher auch Ski- sowie Snowboardlehrer aus Dänemark, den Niederlanden, der Slowakei und Slowenien beschäftigt.

Bevor Skischüler unterrichtet werden dürfen, müssen die angehenden Skilehrer die Schulbank drücken. „Die Ausbildung der Berufsski- und -snowboardlehrer in Österreich ist eine der besten weltweit und gesetzlich geregelt“, erzählt Gerhard Sint, Obmann desSalzburger Berufsskilehrer- & Snowboardlehrer-Verbands (SBSSV) sowie stellvertretender Präsident des Österreichischen Skischulverbands (ÖSSV). Zuständig sind die jeweiligen Landesverbände, die es, bis auf das Burgenland, in jedem Bundesland gibt. Auf dem Stundenplan steht dabei jedoch nicht nur Alpinskilauf beziehungsweise Snowboarden. In die Skilehrerausbildung sei auch Langlauf integriert, erklärt Sint. Daneben erhalten angehende Alpin-Skilehrer eine Einführung in die Bereiche Snowboard und aktuelle Trendsportarten – und umgekehrt.

Mehrstufige Ausbildung

Die Ausbildung zum Skilehrer besteht aus verschiedenen Stufen, erklärt Johann Reisenberger. Er ist staatlich geprüfter Skilehrer und Ausbildner bei der Snowsports Academy, dem Skilehrerverband Wien. „Die erste Stufe ist jene zum Anwärter“, sagt Reisenberger. Sie dauert elf Tage für Skilehrer, zehn für Snowboardlehrer. Wird beides kombiniert, verlängert sich die Kursdauer für die sogenannten Schneesportlehrer auf 15 Tage. „Nach der positiv abgelegten Anwärterprüfung dürfen Anfänger und Kinder unterrichtet werden“, erklärt Reisenberger, der die Kosten dafür beim Wiener Verband mit rund 680 Euro beziffert. Wer will, kann die nächsten Stufen, die Ausbildung zum Landesskilehrer 1+2, erklimmen, die jeweils ebenfalls zehn Tage dauern. Wobei all jene, die die kommissionelle Prüfung zum Landesskilehrer 2 ablegen wollen, zusätzlich noch einen Alpinkurs absolvieren müssen. Der Lehrplan ist für alle Stufen knackig und sieht neben Praxis auch einiges an Theorie vor. Gelehrt wird dabei nicht nur die Technik, auch Lawinenkunde, Erste Hilfe, Unterrichtslehre, Umweltkunde, Tourismus und Gerätekunde stehen unter anderem auf dem Programm. Auch regelmäßige Weiterbildungen sind gefordert. Skilehrer müssen diese alle drei Jahre absolvieren, Skischulleiter sogar jedes Jahr. Doch damit nicht genug: „Es gibt noch die Ausbildung zum Diplom- beziehungsweise staatlich geprüften Skilehrer und letztendlich zum Skiführer“, sagt Reisenberger.

Hürde: Aufnahmeprüfung

Die Anforderungen an die Interessenten sind jedoch hoch, eine Aufnahmeprüfung ist Pflicht. Neben je drei Schul- und Geländefahrten müssen Bewerber auch einen Riesentorlaufparcours in einer vorgegebenen Zeit absolvieren. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Von den durchschnittlich 160 Bewerbern jährlich schafft nur die Hälfte die Aufnahmeprüfung“, weiß Sint.

Während der zwei Semester dauernden Ausbildung werden die Kompetenzen in Ski- und Trendsportarten in Theorie und Praxis perfektioniert, dazu kommt eine umfassende Alpinausbildung. Wer als Skiführer arbeiten und als solcher mit seinen Schülern im offenen Gelände fahren und Skitouren gehen oder eine eigene Skischule eröffnen will, muss noch die Ausbildung zum Skiführer absolvieren. „Diese beiden Wege begehen aber im Verhältnis nur wenige“, sagt Sint, der das Interesse an einer Skilehrerausbildung als nach wie vor groß bezeichnet. „Wir bilden jedes Jahr um die 2000 Skilehrer in Salzburg aus“, so der SBSSV-Obmann.

Mitbringen sollten angehende Skilehrer den Experten zufolge nicht nur Fitness und die Freude, mit Menschen zu arbeiten, sondern auch Kommunikationsfähigkeit, soziale Kompetenzen, Allgemeinbildung sowie Verantwortungsgefühl. „Und man sollte nicht introvertiert sein, denn die Gäste wollen zwar etwas lernen, aber auch unterhalten werden“, sagt Reisenberger, der die Jobaussichten als „gut“ bezeichnet. Nicht zuletzt sollten Skilehrer fähig sein, ihre Schüler zu motivieren und zu inspirieren. „Gerade bei Anfängern gibt es immer wieder Durchhänger“, weiß Reisenberger.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2021)

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