Pandemie

Krisenstab gegen Covid: Mit "Gecko" gegen "den Feind, das Virus"

Die Regierung präsentierte den Krisenstab namens "Gecko".
Die Regierung präsentierte den Krisenstab namens "Gecko".APA/HANS PUNZ
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„Gecko" soll Impfen, Testen und die Medikamentenbeschaffung koordinieren und soll direkt an die Regierung berichten. Generalmajor Striedinger will die „klare Sprache“ des Militärs einbringen.

Die neue gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination (Gecko) soll die Regierung angesichts der Bedrohung durch die Omikron-Variante des Coronavirus informieren, beraten und Umsetzungsvorschläge unterbreiten. „Wir haben das Privileg, dass es viele Experten aus dem Gesundheitsbereich gibt", sagte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Samstag. Dadurch gebe es aber auch viele Meinungen. „Gecko" soll diese zusammenführen, gewichten und für die Regierung aufbereiten.

Man wolle die derzeitige „Atempause“ nutzen, um Kraft zu tanken, sagte Nehammer. Die neue Mutante stehe aber „unmittelbar vor der Tür“. Es sei lediglich eine Frage der Zeit, wann das Virus in Österreich zu zirkulieren beginne. Für die neue gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination hätten sich die „besten Köpfe des Landes“ zur Verfügung gestellt. Katharina Reich, Generaldirektorin für die Öffentliche Gesundheit im Sozialministerium, solle den medizinisch-fachlichen Bereich übernehmen, Generalmajor Rudolf Striedinger solle im operativen Teil seine Expertise mit einbringen.

Der Krisenstab stehe nicht nur beratend zur Seite der Bundesregierung, sondern soll auch operativ in der Lage sein zu unterstützen - „um auf alle möglichen Varianten vorbereitet zu sein“ - vor allem in den Bereichen Impfen, Testen und Medikamentenschaffung. Entscheidungen würden weiterhin von der Bundesregierung getroffen, sagte Nehammer. „Das Coronavirus ist nach wie vor gefährlich“, das sei weiterhin wichtig zu betonen, appellierte der Bundeskanzler vor den Feiertagen erneut an die Bevölkerung, vorsichtig zu sein, sich testen zu lassen. Und er fügte noch eine Bitte an alle Medienvertreter an, Ängste und Unsicherheiten der Menschen „aufzunehmen und aufzuzeigen, dass das Impfen eine Möglichkeit ist, diese Freiheit auch zu leben."

Mückstein: „Wenn der Sturm aufkommt... Richtiges tun“

„Wenn der Sturm aufkommt, dann heißt es für alle Männer und Frauen an Deck und das Richtige tun“, mahnte im Anschluss Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) vor einer drohenden Omikron-Welle. Man müsse sich nun wappnen. Es gebe zwei strukturelle Änderungen im Pandemie-Management. Einerseits den beratenden Krisenstab der Experten - mit Neuzugängen aus mehreren Wissenschaftsbereichen und Vertreter der Länder -, andererseits die operative Doppelspitze Reich und Striedinger.

Wichtig sei, keine Strukturen zu doppeln. Mückstein sprach hier von einer „Verzahnung“. Die Doppelspitze werde direkt an die Regierung berichten und auch bei den Beratungen mit den Landeshauptleuten am Tisch sitzen. „Das Virus entwickelt sich weiter und wir machen das auch“, so Mückstein. Die gesamtstaatliche Krisenkoordination werde die Pandemiebekämpfung stärken - „vorausschauend, faktenbasiert und sachlich“.

Bundesheer rückt in den Vordergrund

Mit Striedinger - er ist seit Sommer stellvertretender Generalstabschef - bekommt das Bundesheer eine stärkere Rolle in der Corona-Bekämpfung. In der Vergangenheit hat die Regierung in der Corona-Pandemie bereits auf die Expertise des Bundesheeres zurückgegriffen, es hat etwa Teststraßen organisiert oder auch Gebäude desinfiziert.

Das Vertrauen der Bevölkerung in das Bundesheer sei ein wesentlicher Faktor, so Striedinger am Samstag. Man verfolge klare Zielsetzungen und pflege eine klare Sprache beim Militär. Die neue Kommission stelle sicher, dass das gesamte erforderliche Wissen zusammengetragen wird. Es gehe darum „den Feind, das Virus“ umfassend zu beurteilen. „Wie verhält es sich, was kommt auf uns zu?“. Der Generalmajor betonte die Koordinationsfunktion des Krisenstabs „Gecko“. Er sei überzeugt, die neuen Maßnahmen würden dabei helfen, die Pandemie zu überwinden.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) nannte das Bundesheer eine der strategischen Waffen gegen die Pandemie. 600 Soldatinnen und Soldaten würden derzeit für „die Sicherheit und den Schutz der österreichischen Bevölkerung“ sorgen, sagte Tanner. Lob gab es von der Ministerin für Striedinger, „einen ihrer besten Offiziere“. Sie freue sich, dass die Regierung auf seine Expertise setze.

Reich: Impfung rettet „unzählige Menschenleben"

„Omikron ist schnell, wir müssen schneller sein", ergänzte Reich. Daher müsse das Pandemiemanagement neu ausgerichtet werden. Zwar würden die Tests gut funktionieren und seien eine wesentliche Säule. Das Angebot müsse aber weiter ausgerollt werden. Zum Thema Impfstrategie meinte sie, sie wolle als Medizinerin den Erfolg der Wissenschaft  hervorheben: „Hier werden unzählige Menschenleben gerettet“. Vor Inkrafttreten der Impfpflicht im Frühling müsse die Regierung aber die Kommunikationsarbeit verbessern. Informationen müssten noch einfacher zur Verfügung stehen - auch für Menschen, die andere Menschen von der Impfung überzeugen wollen. Da gebe es vermehrt Anfrage nach hilfreichen Unterlagen. Impfstoff gebe es jedenfalls genug im Land - auch für Auffrischungsimpfungen. „Treffen Sie diese wichtige Entscheidung vor Weihnachten“, appellierte Reich an alle Österreicher, sich eine (weitere) Impfdosis rasch zu holen.

Dritter Punkt sei die Medikamentenbeschaffung, die etwa für viele chronisch kranke Personen „einen neuen Meilenstein in der Bekämpfung der Viruserkrankung“ darstellen könnten. Es gebe bereits erste Verträge. Erste Lieferung sollen schon Ende dieses Jahres eintreffen. Man stehe dabei vor einer weiteren logistischen Herausforderung, die der Krisenstab „Gecko“ gemeinsam stemmen könne.

Medikamente seien allerdings keine Alternative zur Impfung, meinte Gesundheitsminister Mückstein. Sie stünden vor allem Menschen mit hohem Risiko bei einer Infektion zur Verfügung, die eine größere Wahrscheinlichkeit für einen schweren Verlauf hätten.

SPÖ ortet überfälligen Schritt, FPÖ sieht Hilflosigkeit

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner nannte die Gründung von „Gecko“ am Samstag in einer Aussendung „einen richtigen und längst überfälligen Schritt", den sie seit Beginn der Pandemie gefordert habe. „Es stellt sich die Frage, warum ein zentrales Krisenmanagement erst nach 21 Monaten und vier Lockdowns kommt. Aber immerhin, besser spät als nie."

Für die stellvertretende FPÖ-Klubobfrau Dagmar Belakowitsch offenbart sich in der Bestellung Reichs und Striedingers dagegen die „Hilflosigkeit" der Regierung. "Der Weg, Experten mit der Pandemiebekämpfung zu beauftragen, hat in manchen Ländern durchaus funktioniert - aber nur dann, wenn dies von Anfang an der Fall war." Belakowitsch hat laut einer Aussendung aber auch Angst, dass das Bundesheer gegen die eigene Bevölkerung in Stellung gebracht wird.

Die Mitglieder der Gecko

Die GECKO besteht neben Reich und Striedinger aus dem Rektor der Medizin-Uni Wien und Vorsitzenden des Obersten Sanitätsrats, Markus Müller, der Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl, der Epidemiologin Eva Schernhammer, dem Molekularbiologen Andreas Bergthaler, dem Infektiologen Herwig Kollaritsch, Gesundheit-Österreich-Geschäftsführer Herwig Ostermann, Simulationsforscher Nikolaus Popper, der Vorsitzenden der Bioethikkommission, Christiane Druml, Thomas Starlinger (Covid-19 Future Operations Clearing Board), Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres, Rotes-Kreuz-Rettungskommandant Gerry Foitik, Medizinuni-Wien-Vizerektor Oswald Wagner, Journalistin Ingrid Brodnig, Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr, Medizinrechtler Karl Stöger, Reinhard Schnakl (Staatliches Krisen- und Katastrophenschutzmanagement) sowie noch zu nominierenden Vertretern der Sozialpartner, der Sozialversicherung und den Landesamtsdirektoren des jeweils aktuellen und künftigen Vorsitzlandes der Landeshauptleutekonferenz (derzeit Tirol und Vorarlberg).

(klepa/APA)

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