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Die Hoffnung lebt: Ökosysteme wiederherstellen rettet das Klima

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Eine Gilde globaler Wissenschaftler zeigt, dass enorme Fortschritte im globalen Klima- und Artenschutz allein durch Renaturierung ausgewählter Ökosysteme möglich sind.

Menschen sehnen sich von ihrer Natur aus nach Erlösung. Darin liegt ja auch der eigentliche Sinn von Weihnachten. Aktuell sehnen wir die (Er)Lösung (von) der Covid-Krise herbei, im Hintergrund lauern aber die noch bedrohlicheren Klima- und Biodiversitätskrisen. Eine solch unsichere Zukunft kann zu hoffnungsfrohem Handeln motivieren – oder aber zum Absturz in destruktiven Fatalismus. So kann man Weihnachten als Tanz um das Goldene Kalb feiern, ganz als gäbe es kein Morgen – oder als Fest der Hoffnung, welche Kraft gibt für ein nachhaltiges Leben und Wirtschaften – oder zumindest für gute Vorsätze zum Neuen Jahr.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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Noch besteht Anlass zur Hoffnung, dass es die Menschheit schaffen wird, sich von den selbstverschuldeten Folgen ihres eigenen, rücksichtslosen Tuns zu „erlösen“. Das zeigt eine Gilde internationaler Wissenschaftler um Bernardo Strassburg von der Universität Rio de Janeiro in hochklassigen Beiträgen (z. B. https://edepot.wur.nl/535069) und mit Karlheinz Erb von der Boku als heimischem Vertreter. Enorme Fortschritte sind im globalen Klima- und Artenschutz allein durch Renaturierung ausgewählter Ökosysteme möglich: Die Wiederherstellung von 30% der globalen Ökosysteme, die im Moment von der Landwirtschaft beansprucht werden, kann 70% der bedrohen Tierarten vor dem Aussterben retten und dabei mehr als 465 Milliarden Tonnen Kohlendioxid absorbieren. Bereits die Renaturierung von 15% der globalen Agrarökosysteme würde 60% der bedrohen Arten retten – und jenes klimaschädliche Kohlendioxid, das sich in den letzten zwei Jahrhunderten durch menschliche Aktivitäten in der Atmosphäre aufbaute, um ein Drittel reduzieren. Klimaschutz braucht also vor allem den Schutz der Ökosysteme.

Als besonders klima- und biodiversitätswirksam erweist sich die Renaturierung von Wäldern im Globalen Süden. Geschieht das nicht, dann gehen weltweit in den nächsten zehn Jahren eine Million Arten verloren und die Klimaprobleme werden explodieren. Mittels neuester Methoden bewerteten die Forscher die mögliche Umwandlung von Ackerland weltweit in Ökosysteme bezüglich ihrer Wirksamkeit für Tiere, der Speicherung von CO? und der damit verbundenen Kosten. Von diesem Ackerland waren ursprünglich 54% Wälder, 25% Grasland, 18% Busch- undTrockenland und 2% Feuchtgebiete. Globale Lösungen erweisen sich dabei als wesentlich wirksamer und kostengünstiger, als würde jedes Land für sich 15% seiner Wälder wiederherstellen – was nicht bedeutet, dass das nicht ebenfalls getan werden muss. Mehr als die Hälfte der 1578 Millionen Hektar der Ökosysteme, die global zu Ackerland wurden, können übrigens renaturiert werden, ohne eine für alle Menschen ausreichende Nahrungsmittelproduktion zu beeinträchtigen – vorausgesetzt, dass wir nicht weiterhin so viele Lebensmittel verschwenden und dass wir weniger Tierprodukte essen.

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