Coronavirus

Tourismus in Aufruhr: Plant Regierung Pflicht-Quarantäne für Briten?

Archivbild aus dem November 2020, als man erstmals mit den Fragen des gesicherten Skibetriebs in Pandemiezeiten konfrontiert war.
Archivbild aus dem November 2020, als man erstmals mit den Fragen des gesicherten Skibetriebs in Pandemiezeiten konfrontiert war.(c) APA/AFP/JOE KLAMAR (JOE KLAMAR)
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Großbritannien, die Niederlande, Dänemark und Norwegen könnten schon bald von verschärften Einreiseregeln betroffen sein. Gesundheitsminister Mückstein lässt alle Möglichkeiten offen. Scharfe Kritik kommt von ÖVP und Neos.

Österreich plant laut einem Bericht der "Tiroler Tageszeitung" eine Verschärfung der Einreisebestimmungen für Großbritannien, die Niederlande, Dänemark und Norwegen. Wegen der Omikron-Variante sollen die vier Länder ab Freitag als Virusvariantengebiete mit verpflichtender Quarantäne gelten, berichtete die Zeitung (online) am Dienstag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium. Dort war für keine Bestätigung zu erhalten. Gesundheitsminister Mückstein erklärte Dienstagabend bei einer Pressekonferenz lediglich, man werde die entsprechenden Vorschläge der Covid-Krisenkoordination Gecko am Mittwoch diskutieren. Scharfe Kritik an den durchgesickerten Plänen kam von ÖVP und NEOS.

Einreisen aus Virusvariantengebieten sind grundsätzlich untersagt. Österreichische Staatsbürger und EU-Bürger sind zur Einreise berechtigt, müssen aber besonders strenge Quarantäneregelungen - zehntägige Quarantäne, PCR-Test bei der Einreise, Registrierung - einhalten. Die Verordnung soll laut Bericht am Mittwoch verlautbart werden und ab dem 24. Dezember gelten.

Attacken von Seilbahn-Obmann Hörl

Heftige Attacken ob des vermeintlichen Vorhabens ritt Seilbahn-Obmann und ÖVP-Abgeordneter Franz Hörl gegen den Koalitionspartner in Person von Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Die drohende Einstufung von Großbritannien, Norwegen, Dänemark und den Niederlanden als Virusvariantengebiete sei ein "Schlag ins Gesicht für die heimischen Tourismusbetriebe". "Dass nun Tausende Unternehmerinnen und Unternehmer sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer de facto in einen Lockdown gedrängt werden, nimmt der Branche die letzte Hoffnung auf einen erfolgreichen Start in die Wintersaison", so der Zillertaler Hotelier, der aus allen Rohren gegen Mückstein schoss: Mit der "überraschenden und mit Fehler behafteten Einreiseverordnung" habe dieser "bereits wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er nach über 21 Monaten Pandemie nichts dazu gelernt hat".

"Trotz Kritik an der Vorgehensweise und dem wiederholten Angebot zu Gesprächen setzt Mückstein sein Missmanagement fort", kritisierte Hörl und sprach von "Chaos- und Resignationspolitik" des Ministers. Komme es ab Donnerstag wirklich zu einem kompletten Einreiseverbot für Menschen aus Großbritannien bzw. zu einer Quarantänepflicht für Gäste aus Dänemark, den Niederlanden und Norwegen - "trotz 2G-Status und gültigem PCR-Test" - würden manche Tourismusregionen mit einem Schlag entleert, warnte der oberste Seilbahnvertreter.

Neos-Loaker: Mückstein „heillos überfordert"

In dieselbe Kerbe wie Hörl schlugen auch Neos. Vizeklubchef Gerald Loacker sah den Minister "mit dem Pandemiemanagement heillos überfordert". Mückstein ersticke "jeden Fremdenverkehr im Keim, wenn der die neue Verordnung so erlässt wie kolportiert wird", schrieb Loacker am Dienstagnachmittag in einer Aussendung. "Zuerst lässt man wochenlang Tausende Flugpassagiere trotz Omikron ohne PCR-Tests ins Land und jetzt sollen sie ab Freitag plötzlich trotz 2G und negativem PCR-Test zehn Tage in Quarantäne", bezeichnete der Vorarlberger Nationalratsabgeordnete den vermeintlichen Plan Mücksteins als "absolut nicht mehr nachvollziehbar". "Wenn er 2G in Verbindung mit einem PCR-Test nicht mehr traut, kann er gleich einen Dauerlockdown für die nächsten zwei Jahre verhängen", so Loacker in Richtung des Grünen Ministers.

Bisher gelten nur die afrikanischen Länder Angola, Botswana, Eswatini, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika als Virusvariantengebiete. In Südafrika war die Omikron-Variante zum ersten Mal nachgewiesen worden. Mittlerweile gibt es zahlreiche bestätigte Fälle in ganz Europa. Deutschland hatte deshalb bereits am Montag Großbritannien als Virusvariantengebiet eingestuft.

Zuletzt war Kritik an der Landung zahlreicher Flieger ausGroßbritannien, wo Omikron in einigen Landesteilen bereits die dominierende Coronavirus-Variante ist und eine Überlastung des Gesundheitssystems befürchtet wird, laut geworden. Der Genetiker Ulrich Elling erklärte im "Ö1"-Morgenjournal am Dienstag: "Ich glaube, es sind 26 Flugzeuge allein in Salzburg und Innsbruck gelandet. Wenn da insgesamt etwa 5.000 Personen an Bord sind und die Inzidenz im Moment so ist in England wie sie ist, dann muss man davon ausgehen, dass pro Tag 15 Fälle importiert werden und die dann ja natürlich auch direkt in die Skigebiete gehen und in die Hotels."

(APA)

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