Taliban-Kämpfer patrouillieren durch Kabul.
Jahresrückblick

Die Rückkehr der Taliban an die Macht

Nach dem Abzug der internationalen Truppen haben die Taliban-Extremisten 2021 erneut die Kontrolle über Afghanistan übernommen. Jetzt droht eine Hungersnot.

20 Jahre hatten sie im Untergrund gegen die internationalen Truppen und die afghanische Regierung gekämpft. Nun sind sie zurück an der Macht. Am 15. August marschierten die Kämpfer der extremistischen Taliban in der afghanischen Hauptstadt Kabul ein. Kurz zuvor war der afghanische Präsident Ashraf Ghani aus dem Land geflüchtet. Bis zuletzt hatten Ghani und seine Gefolgsleute gehofft, dass die USA ihr militärisches Engagement in dem Land am Hindukusch doch noch aufrechterhalten werden. Aber in Washington wollte man um jeden Preis den längsten Militäreinsatz der jüngeren US-Geschichte beenden. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte bereits in einem Abkommen mit den Taliban den Abzug der US-Truppen vereinbart. Unter Präsident Joe Biden wurde dann die Mission beendet.

Schon seit Jahresbeginn 2021 waren die Taliban immer weiter vorgerückt. Die Ankündigung der USA, ihr ohnehin nur noch kleines Truppenkontingent abzuziehen, hatte die Moral der afghanischen Soldaten weiter untergraben. Unter den Frauen in Kabul und anderen afghanischen Städten wuchs die Angst vor der Rückkehr der Extremisten. Der Siegeszug der Taliban war aber nicht aufzuhalten. Die afghanischen Streitkräfte brachen wie ein Kartenhaus zusammen.

Attentat am Flughafen von Kabul

Nach dem Fall von Kabul wuchs die Angst unter den Afghanen.  Die USA und andere Länder starteten eine Evakuierungsmission, um eigene Staatsbürger und einstige afghanische Mitarbeiter aus dem Land herauszubringen. Auch Österreichs Regierung entsandte ein Team nach Kabul. Am Flughafen der afghanischen Hauptstadt spielten sich chaotische Szenen ab. Die Jihadisten des sogenannten Islamischen Staates (IS) – Rivalen der Taliban – verübten auf die fliehenden Menschen am Flughafen und auf die US-Soldaten ein Sprengstoffattentat.

Zwar hatten die Taliban zunächst eine neue Regierung versprochen, in der breite Schichten der Gesellschaft vertreten sind. Schließlich installierten sie aber eine Übergangsregierung, in der Hardcore-Kader der Extremisten sitzen - darunter auch von den USA gesuchte Terroristen.

Humanitäre Katastrophe

Die USA und die Europäer suchen nun nach einem Weg, wie sie mit den Taliban umgehen sollen. Berichte über schwere Übergriffe durch Taliban-Kämpfer befeuern die Sorge, die Extremisten könnten erneut ein Schreckensregime wie in den 1990er Jahren errichten. Damals hatten sie die Bevölkerung mit strengen Vorgaben unterdrückt, die sich aus einer extremen Auslegung islamischen Rechts und alter Stammesgesetze speisten. Opfer davon waren vor allem Frauen. Die Neuauflage eines solchen Regimes will man im Westen nicht akzeptieren. Zugleich ist aber klar: Ohne internationale Hilfe für die afghanische Bevölkerung droht eine humanitäre Katastrophe. Dem seit Jahrzehnten gepeinigten Land steht eine Hungersnot bevor. 

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