Jahresrückblick

Der endgültige Abschied von der sterilen Immunität

Es war eine – eigentlich unberechtigte – Hoffnung vieler, die sich leider nicht erfüllt hat. Und die das Erreichen der Herdenimmunität sehr schwer macht.

Besonders realistisch war der Gedanke von Anfang an nicht. Im Gegenteil, das Erzeugen einer sterilen Immunität durch die Impfung wäre bei einer durch Tröpfcheninfektion übertragenen Krankheit sogar eine große Überraschung gewesen. Aber die ersten Daten der Hersteller hinsichtlich der Wirksamkeit der Impfstoffe gegen schwere Verläufe waren derart vielversprechend, dass auch die Hoffnung aufkam, dass sie zuverlässig gegen Ansteckungen schützen, nicht nur gegen Erkrankungen. Dabei hatten einen solchen Effekt nicht einmal die Hersteller selbst in Aussicht gestellt.

Den endgültigen Beweis dafür, dass sich auch Geimpfte infizieren und andere anstecken können, dass die Impfungen also nicht zu einer sterilen Immunität führen, erbrachte eine britische Studie, im Oktober in der renommierten Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht wurde. Die Spitzenviruslast nach einer Infektion kann sogar fast so hoch sein wie bei Ungeimpften, allerdings wird sie rascher abgebaut – Geimpfte sind also in jedem Fall weniger stark und weniger lang ansteckend als Ungeimpfte, aber auch von ihnen geht bei längerem und engem Kontakt eine Ansteckungsgefahr aus. Damit liefert diese Studie die Bestätigung dafür, was in den Monaten zuvor viele schon in ihrem eigenen Umfeld beobachtet haben. Und erschwert das Erreichen der Herdenimmunität, weil das Virus in keine Sackgassen (immune Menschen) gerät und somit aufgehalten wird – was eine Voraussetzung für den Zustand der Herdenimmunität wäre.

Auf Basis dieser und anderer Untersuchungen entstand Anfang November der Leitartikel mit dem Titel „Ansteckende Geimpfte: Regeln für Kontaktpersonen nicht mehr haltbar“, der zu einem der meistgelesenen Artikel des Jahres wurde. Mit der Kernaussage, dass das automatische Herabstufen von Geimpften zu Kontaktpersonen der Kategorie zwei, obwohl sie die Kriterien einer Kontaktperson der Kategorie eins erfüllen, nicht mehr ratsam ist. Und mit ein paar mehr Aussagen, die durch die neue Variante Omikron noch stärker an Bedeutung gewonnen haben. Aber lesen Sie selbst.

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