Jahresrückblick

Tokios Sommerspiele: Großereignis vor leeren Rängen

Tokyo Tokio, 04.08.2021, Japan, Olympic Games, Olympische Spiele, Olympia, OS Symbolfoto Ariake Park Skateboarding Skate
Tokyo Tokio, 04.08.2021, Japan, Olympic Games, Olympische Spiele, Olympia, OS Symbolfoto Ariake Park Skateboarding Skate(c) imago images/Moritz M�ller (Moritz Mueller via www.imago-images.de)
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Ohne Zuschauer, dafür mit Sensationen aus Österreich und Goldhamstern aus den USA: die Sommerspiele in Tokio 2020 bleiben unvergessen. Nicht nur, weil sie erst 2021 stattgefunden haben.

Geisterspiele bei Olympia? Was als unvorstellbar galt, wurde in der Pandemie auch beim Großereignis Sommerspiele Wirklichkeit. Beim Event in Tokio gab es keine Zuschauer, weder aus dem Ausland noch aus Japan selbst. Die Spiele selbst waren in der Bevölkerung anfangs gar nicht mehr gewollt, extrem groß war die Skepsis gegenüber tausenden Olympia-Teilnehmern und der Gefahr, dass das Virus sich wegen einer Sportveranstaltung vermehre. Gespielt wurde trotzdem. 600.000 Tests wurden vorgenommen, 430 positive Fälle isoliert.

Knapp 12.000 Olympia-Protagonisten hatten keinen Kontakt mit der Bevölkerung, sie mussten in einem Blasen-System ihr Fest feiern. Hotel, offizielle Shuttle-Busse und Zoom-Konferenzen gab es, Sightseeing war erst nach dem 14. Tag in Tokio erlaubt. Dass isolierte Sportler über „Gefängnis-Bedingungen“ in ihren Hotelzimmern klagten, würde gehört. Für die Winterspiele in Peking wurde darob Besserung gelobt: dann soll es im Februar 2022 für positive Fälle drei Mahlzeiten und W-Lan im Hotelzimmer geben. 14 oder 21 Tage lang.

TOKYO 2020 OLYMPICS: Editor's choice - 7 August 2021
TOKYO 2020 OLYMPICS: Editor's choice - 7 August 2021REUTERS

Unbestritten ist, dass die bizarren Tokio-Spiele ein Vermögen gekostet haben. Über 25 Milliarden Euro schätzen Experten, sollen für Infrastruktur, Verschiebung, Organisation, Tests etc. geflossen sein. Für 11.300 Athletinnen und Athleten waren 339 Bewerbe zweifelsohne ein Erlebnis.

Es gab berührende Überraschungen, als sich die Hochspringer Gianmarco Tamberi und Mutaz Essa Barshim Gold teilten, weil beide 2,37 Meter überquert hatten. Der Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer gelang die Sensation, weil eine Hobbysportlerin und Mathematikerin, (Expertin für partielle Differentialgleichungen) zu Rad-Gold fuhr. US-Schwimmer Caeleb Dressel gewann fünf Mal Gold, die Jamaikanerin Elaine Thompson-Herah gewann zum zweiten Mal en suite das Sprint-Double über 100 und 200 Meter. Frankreich avancierte zur Ballnation mit Gold im Hand- und Volleyball, dazu Silber bei den Basketballern. Brasiliens Beachvolleyball-Mythos hingegen ist zerstört, erstmals baggerten die Südamerikaner kein Edelmetall aus dem olympischen Sand.

OLYMPISCHE SOMMERSPIELE TOKIO 2020: STRASSENRENNEN FRAUEN KIESENHOFER (AUT) GEWINNT GOLD
OLYMPISCHE SOMMERSPIELE TOKIO 2020: STRASSENRENNEN FRAUEN KIESENHOFER (AUT) GEWINNT GOLDAPA/AFP/GREG BAKER

Die Medaillenwertung gewann Amerika zum dritten Mal in Folge. Mit 113 Medaillen, davon 39 in Gold – und bloß um eine mehr als China, wo im Februar 2022 die Winterspiele in Peking mit angeblich ähnlichen strengen Mechanismen wie in Tokio folgen werden.

Und Österreich? Für die 75 Personen starke ÖOC-Auswahl war Tokio ein Erfolg. Sieben Medaillen, darunter das unerwartete Sensations-Gold durch Kiesenhofer – erstmals seit 2004 stellt Österreich wieder eine Siegerin – würden flott darauf schließen lassen, dass in den vergangenen Jahren nach dem Nuller von London 2012 und der Ernüchterung von Rio 2016 (eine Bronzene) richtig gefördert und besser gearbeitet wurde. Oder?

(210808) -- TOKYO, Aug. 8, 2021 -- Caeleb Dressel of the United States competes during the men s 4X100m medley relay fin
(210808) -- TOKYO, Aug. 8, 2021 -- Caeleb Dressel of the United States competes during the men s 4X100m medley relay fin(c) imago images/Xinhua (Xu Chang via www.imago-images.de)

Dazu gab es im Judo Silber durch Michaela Polleres (bis 70 kg) sowie Bronze für Shamil Borchashvili (bis 81 kg). Dritte wurden auch Magdalena Lobnig im Ruder-Einer, Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf, Karateka Bettina Plank in der Kumite-Klasse bis 55 kg und Kletterer Jakob Schubert.

Negative Höhepunkte sind die Anfeuerungsrufe von deutschen Team-Offiziellen im Radsport ("Hol' die Kameltreiber, hol' die Kameltreiber, komm") und Modernen Fünfkampf ob eines verweigernden Pferdes ("Hau mal richtig drauf! Hau drauf!"). Beide Betreuer wurden von den Spielen ausgeschlossen.

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