"Best of Böse"

"Falter"-Cover mit Kurz' Familie: Beschwerden beim Presserat, ÖVP fordert Entschuldigung

Twitter-Screenshot des "Falter"-Covers
Twitter-Screenshot des "Falter"-CoversTwitter-Screenshot des "Falter"-Covers
  • Drucken

Vor allem die Darstellung der Lebensgefährtin des Altkanzlers mit entblößter Brust sorgt für Kritik.

Das diesjährige „Best of Böse" des „Falter“ sorgt für Aufregung. Auf dem Cover der Beilage sind Ex-Kanzler Sebastian Kurz, seine Lebensgefährtin Susanne Thier (mit einem Baby und entblößter Brust), Außenminister Alexander Schallenberg und FPÖ-Chef Herbert Kickl in das Kunstwerk „Die Heilige Familie mit Hirten" von Jacob Jordaens hineinmontiert zu sehen.

Beim Österreichischen Presserat sind zahlreiche Beschwerden eingegangen, wie das Gremium auf Twitter mitteilte: „Der zuständige Senat 1 wird sich in seiner nächsten Sitzung im Jänner 2022 damit befassen."

ÖVP und Grüne orten Sexismus

Familien-, Frauen- und künftige Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) verurteilte die Montage auf Twitter als "sexistisch und geschmacklos": „Dass hier völlig unbeteiligte Privatpersonen in die Öffentlichkeit gezogen und dort bloßgestellt werden, überschreitet eine Grenze“, schrieb sie.

ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Pfurtscheller forderte in einer Aussendung eine Entschuldigung der Chefredaktion. Die Weihnachtsbeilage des „Falter“ habe „mit der Darstellung Thiers als Gottesmutter mit entblößter Brust einen neuen Tiefpunkt erreicht, der nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfe.“ Es handle sich um eine „kaum fassbare Entgleisung“, Thier werde „in einer tiefen sexistischen Art und Weise“ verunglimpft.

"Diese Abbildung ist in hohem Maße sexistisch, herabwürdigend, ja geradezu empörend", erklärten auch Grünen-Frauensprecherin Meri Disoski und Mediensprecherin Eva Blimlinger in einem gemeinsamen offenen Brief an den Presserat, in dem sie die um die Einleitung eines Verfahrens gegen den "Falter" ersuchen. Thier sei die einzige Frau in dieser Abbildung und werde "auf eine Mutterrolle festgelegt, noch dazu in einem sexualisierten Zusammenhang". Abgesehen davon sei mit ihr eine Privatperson betroffen. Die beiden Grünen-Sprecherinnen sehen hier einen Verstoß gegen den Ehrenkodex, wonach "jede Diskriminierung aufgrund des Geschlechts unzulässig ist".

ÖVP-Landtagspräsident Manfred Juraczka nannte das Cover in einer Aussendung "eine Chuzpe, die ihresgleichen sucht und an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten ist". Der Chefredakteur dieses Blattes würde in der Regel nicht mit moralischen Überhöhungen geizen. „Wenn es aber gegen den politischen Gegner geht, ist man sich nicht zu schade den Schmutzkübel auszupacken und die Moral über Bord zu werfen“, so Juraczka. "Regelrecht fassungslos und geradezu sprachlos angesichts dieser Unverfrorenheit" zeigte sich auch die Frauensprecherin der Volkspartei Wien Sabine Keri. "

Kritik hagelte es auch in den sozialen Medien. ORF-Moderator Armin Wolf twitterte etwa, als „Falter-Fan“ sei er „wirklich erstaunt, dass es in der Redaktion nicht genügend Leute gibt, die bei sowas sagen: 'Das kann nicht euer Ernst sein. Wir machen hier keine Maturazeitung aus den 1980ern.'“ Corinna Milborn, Info-Chefin von Puls 4, dazu: "Drei Männer, die einer Frau auf den nackten Busen starren, und drüber steht 'Geilzeit'? Auf einem Cover? Das darf doch alles nicht wahr sein."

(Red./APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Als "eine Inszenierung eines Familienlebens in der politischen Agenda“, beschreibt Florian Klenk die Darstellung.
Falter

Klenk zu umstrittenem Cover: "Das Ganze ist natürlich eine satirische Überhöhung"

Der Falter hatte mit einem Cover für Aufregung gesorgt. Ziel war es, auf satirische Art aufzuzeigen, "wie verlogen die ÖVP derzeit agiert“, verteidigt es Chefredakteur Klenk.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.