Weltmusik

Vom Licht und der Stille

(c) Die Presse/Clemens Fabry (Clemens Fabry)
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Bernhard Mikuskovics und Georg Baum widmen sich mit „Lux natus est“ Weihnachten – aber auch der Wintersonnenwende. Dafür spielen sie etwa Harfe und Flöte - alte Instrumente, die die Zeiten überdauern.

Weihnachten ist die Zeit der Traditionen. Auch für Bernhard Mikuskovics und Georg Baum. Es ist die Zeit, da die beiden mit ihren Instrumenten zusammenfinden, um gemeinsam, üblicherweise an einem einzigen Abend, Weihnachtslieder zu spielen. Dabei, sagen die beiden von sich, seien sie gar nicht einmal besonders religiös – wenn, dann eher spirituell. „Ich wollte“, sagt Flötenspieler Mikuskovics, in erster Linie für mich und die Leute, die meine Musik mögen, einen Abend machen, an dem es wirklich in die Stille geht“.

Gesang, Harfe, Obertongesang, Obertonharfe, Hornpfeife, Maultrommel, Gitarre und Shruti-Box: Das sind die Mittel, mit denen die beiden Musiker vermeintlich bekannte Lieder wie aus weit vergangenen Zeiten klingen lassen. „Wir versuchen, den Liedern Raum zu geben, damit sie sich ausbreiten dürfen, um ihnen ihre Würde wiederzugeben“, formuliert es Baum.

Eigentlich hätte es immer nur bei dem einen Abend bleiben sollen. Seit zehn Jahren gibt es von der Musik der beiden trotzdem eine CD. Zu viele Leute hätten sich immer wieder erkundigt, wann es denn einen Tonträger gäbe. „Irgendwann hat der Georg gesagt: nächstes Jahr“, erzählt Mikuskovics. „Das war nicht abgesprochen, nur einfach so gesagt. Aber dann mussten wir.“

So feiert das Programm „Lux natus est“ heuer sein Zehn-Jahr-Jubiläum. Und eigentlich, sagt Baum, der Harfenist, hätte es auch schon einen Nachfolger geben sollen; allein, Corona funkte dazwischen. Heißen soll die CD dann jedenfalls „Lux nata est“: Nur im Kirchenlatein, so Baum, habe man das eigentlich weibliche Licht männlich werden lassen, „um noch deutlicher auf die Geburt Jesu hinzuweisen. Aber die ganze Geschichte ist ja in Wirklichkeit eine urweibliche.“

Und eine, die ihn fasziniert. „Die Geschichte dieser Geburt Jesu, der da in der dunkelsten Zeit, in aller Armut als Retter der Welt geboren wird, ist unglaublich revolutionär. Und die, die nichts zu sagen haben, sind die Ersten, die die Botschaft kriegen.“ Freilich, dass vieles am Weihnachtsfest vorchristliche Wurzeln hat, ist den beiden dabei bewusst. Für Mikuskovics ist die Wintersonnenwende dabei zumindest genauso wichtig, als „kosmisches Ereignis“. Beides sei jedenfalls eine Möglichkeit, „innezuhalten und in sich hineinzuspüren. Es ist der Punkt, an dem man den Übergang spürt, von der Dunkelheit ins Licht.“

Instrumente aus Urkulturen

Was die beiden Musiker vereint, ist jedenfalls das Interesse für Instrumente, „die aus Urkulturen kommen und die stark auf das Innere wirken“. Mikuskovics begann seinen musikalischen Weg als Kind nach einem Urlaub am Bauernhof im Pinzgau mit einem Akkordeon. Erst nach drei Jahren flog auf, dass er nicht Noten lesen konnte. „Meine Lehrerin hatte mir ein so langes Musikstück gegeben, dass ich es mir nicht mehr merken konnte.“ Stattdessen brachte er sich als Nächstes Gitarre bei, stießt dann auf das Didgeridoo. „Ich habe den Klang gehört und war verzaubert.“

Über das Didgeridoo entdeckte er die Welt der Obertöne; in einem Wiener Lokal, betrieben von Leuten aus Bangladesch, die Flöten. „In einer Ecke stand immer ein Küberl mit Flöten aus der ganzen Welt.“ Heute spielt er slowakische Obertonflöten genauso wie jene der US-amerikanischen Ureinwohner. Letzteres unter dem Namen Bearheart Kokopelli – gepaart aus der Übersetzung seines Vornamens und jenem der Figur des „universellen Flötenspielers“ der Schamanen.

Baum wiederum hat zunächst Klavier gelernt, aber immer schon lieber an dessen Saiten herumgezupft. Noch als Teenager begann er, sich für das vorchristliche Europa zu interessieren. Sein erster Freund war ausgebildeter Druide, „so bin ich zur Harfe gekommen.“ Klassisch an der Konzertharfe ausgebildet, ist er gefragter Solist, liebstes Instrument ist ihm die keltische Harfe mit ihrem sphärischen Klang. Daneben arbeitet er an einem neuen Erklärmodell zur Musiktheorie – und ist ausgebildeter Barde.

Fans in Tel Aviv

Kennengelernt haben sich die beiden einst auf dem Life Ball. Ein gemeinsamer Freund, der lang in Indien gelebt hatte, war dort mit einem Mantra betraut worden und holte die beiden Musiker dazu. Mittlerweile haben sie mehrere CDs miteinander aufgenommen. „Mondnacht“ zu den 13 Vollmonden des Jahreszyklus, dann – ein Stilbruch – eine Aufnahme des indischen Gayatri-Mantras sowie „Timeless“, entstanden aus einem Konzert im Haus der Musik. Die Platte brachte den beiden nicht nur Konzerte beim Harfenfestival in Rio ein, sondern auch eine Nominierung zum Native American Music Award samt Auftritt bei den Niagarafällen.

Kulturelle, religiöse und zeitliche Grenzen zu überschreiten ist das, was Mikuskovics und Baum mit ihrer Musik erreichen möchten. Amüsiert erzählt Georg Baum von einer Bestellung aus Tel Aviv, jemand mit eindeutig jüdischem Namen orderte eine ganze Schachtel. Auf Nachfrage stellte sich heraus: Freunde aus Deutschland waren den Israelis in den Ohren gelegen, sich die CD anzuhören. Man habe sich lang geweigert, dann vorbereitend zu Alkohol gegriffen – um schließlich berührt dem „Angel Gabriel“, einem ursprünglich baskischen Lied, zu lauschen. Nun wolle man die Musik zu Chanukka der ganzen Familie schenken. Baum: „Wenn so etwas passiert, ist genau das gelungen, was ich wollte.“

Auf einen Blick

Mikuskovics Baum. Bernhard Mikuskovics und Georg Baum geben seit zehn Jahren zu Weihnachten unter dem Titel „Lux natus est“ ein Weihnachtskonzert mit Gesang, Harfe, Obertongesang, Obertonharfe, Hornpfeife, Maultrommel, Gitarre und indischer Shruti-Box. Seit einigen Jahren findet es im Stift Klosterneuburg statt (heuer am vergangenen Samstag). Hören kann man ihre Musik u. a. bei iTunes, Amazon oder Spotify, CDs bestellen kann man über ihre Homepage:

www.mikuskovicsbaum.com

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