Erinnerung

"Säule der Schande": Tiananmen-Denkmal in Hongkong entfernt

Die „Säule der Schande", ein Denkmal für die Opfer des Tiananmen-Massakers von 1989, war an der Universität von Hongkong ausgestellt.
Die „Säule der Schande", ein Denkmal für die Opfer des Tiananmen-Massakers von 1989, war an der Universität von Hongkong ausgestellt. APA/AFP/PETER PARKS
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Eine Statue zum Gedenken an die Opfer auf dem Pekinger Tian'anmen-Platz hat zu einem monatelangen Konflikt geführt. Nun wurde sie abtransportiert.

Die Behörden in Hongkong haben eine Statue zum Gedenken an die Opfer auf dem Pekinger Tian'anmen-Platz 1989 entfernt. "Die Entscheidung über die veraltete Statue basierte auf einer externen Rechtsberatung und einer Risikobewertung im Interesse der Universität", teilte die Hong Kong University (HKU) am Donnerstag mit. Um die Entfernung des politischen Kunstwerks hatte es einen monatelangen Konflikt gegeben.

In der Nacht hatten Bauarbeiter die Statue unter den Augen von Sicherheitskräften abgebaut. Universitätsmitarbeiter schirmten die Statue am späten Mittwochabend mit raumhohen Planen und Plastikbarrieren ab, und es waren Bohrgeräusche und das Klirren von Metall zu hören, wie ein AFP-Reporter vor Ort berichtete. Sicherheitskräfte hinderten Reporter daran, sich der Statue zu nähern und versuchten, Medienvertreter am Filmen zu hindern. AFP-Reporter konnten beobachten, wie Teile der Statue in einen Container verfrachtet wurden.

Die acht Meter hohe Statue wurde in der Nacht zum Donnerstag zerlegt und abtransportiert.
Die acht Meter hohe Statue wurde in der Nacht zum Donnerstag zerlegt und abtransportiert. APA/AFP/BERTHA WANG

Die acht Meter hohe "Säule der Schande" erinnert an die gewaltsame Niederschlagung der Demokratieproteste in Peking 1989. Das Kunstwerk zeigt 50 Menschen mit gequälten Gesichtern. Es stand seit 1997, als die frühere britische Kronkolonie Hongkong an China zurückgegeben wurde, auf dem Campus der Hong Kong University (HKU). Im Oktober hatte die Universitätsleitung die Entfernung der Statue angeordnet. Daraufhin rührte sich internationaler Protest.

Der Schöpfer des Kunstwerks, der dänische Bildhauer Jens Galschiot, erklärte gegenüber AFP, es sei "seltsam" und "schockierend", dass die Universität sich an der Statue vergreife, die nach seinen Worten sein Privateigentum ist. "Das ist eine wirklich teure Skulptur. Wenn sie sie also zerstören, werden wir sie natürlich verklagen", fügte er hinzu. "Das ist nicht fair."

"Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan"

Galschiot erklärte, er habe angeboten, die Statue zurückzunehmen, und mit Hilfe von Anwälten versucht, auf verschiedenen Wegen mit der Universität in Kontakt zu treten. Die HKU-Beamten hätten sich nie mit ihm in Verbindung gesetzt oder ihn über die Aktion informiert. Der Künstler schickte eine E-Mail an seine Unterstützer, in der er sie aufforderte, "alles zu dokumentieren, was mit der Skulptur geschieht". "Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um der HKU mitzuteilen, dass wir die Skulptur gerne abholen und nach Dänemark bringen würden", hieß es darin.

Die Sonderverwaltungszone Hongkong war jahrzehntelang der einzige Ort in China, an dem ein Gedenken an die Toten von Tian'anmen noch toleriert wurde. Nach monatelangen Massenprotesten 2019 gegen den wachsenden Einfluss Pekings gehen die Behörden mit zunehmender Härte gegen Kritiker in der Wirtschaftsmetropole vor. Im Juli 2020 trat das sogenannte Sicherheitsgesetz in Kraft: Es erlaubt den Behörden ein drakonisches Vorgehen gegen alle Aktivitäten, die nach ihrer Auffassung die nationale Sicherheit Chinas bedrohen.

Zahlreiche Führungsfiguren der Opposition wurden seither festgenommen oder gingen ins Exil. Die Behörden erklärten, dass Gedenkveranstaltungen zu den Ereignissen auf dem Tian'anmen-Platz als "umstürzlerisch" gewertet und bestraft werden könnten.

(APA/AFP)

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