Falter

Klenk zu umstrittenem Cover: "Das Ganze ist natürlich eine satirische Überhöhung"

Als "eine Inszenierung eines Familienlebens in der politischen Agenda“, beschreibt Florian Klenk die Darstellung.
Als "eine Inszenierung eines Familienlebens in der politischen Agenda“, beschreibt Florian Klenk die Darstellung.Screenshot "Falter"-Cover
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Der Falter hatte mit einem Cover für Aufregung gesorgt. Ziel war es, auf satirische Art aufzuzeigen, "wie verlogen die ÖVP derzeit agiert“, verteidigt es Chefredakteur Klenk.

Jedes Jahr veröffentlicht die Wiener Wochenzeitung „Falter“ vor Weihnachten ihre „Best of Böse"-Ausgabe. Das diesjährige Cover sorgt für Aufregung. Darauf zu sehen: Ex-Kanzler Sebastian Kurz, seine Lebensgefährtin Susanne Thier (mit Baby und entblößter Brust), Außenminister Alexander Schallenberg und FPÖ-Chef Herbert Kickl, als Grundlage für die Montage diente das Kunstwerk „Die Heilige Familie mit Hirten" von Jacob Jordaens.

Nach massiver Kritik und zahlreichen Beschwerden beim Presserat verteidigte "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk am Mittwochabend bei Puls24 die Darstellung.

Mit dem Cover wollte man eine „Inszenierung eines Familienlebens in der politischen Agenda“, schaffen, so Klenk. Im Mittelpunkt steht dabei die Begründung von Sebastian Kurz, die Geburt seines Sohnes habe zu seinem Rückzug aus der Politik geführt. Er erläutert: „Wir haben es gewagt, auf den Körper der Mutter Gottes die Freundin des Bundeskanzlers zu montieren. Die Heiligen drumherum sind die, die die Ankunft des Sohnes bewundern, der Grund dafür war, dass der Bundeskanzler sein Amt zur Verfügung stellt - selbstlos, für das Land.“

Das Ganze sei freilich „eine satirische Überhöhung“, die zeigen soll, wie verlogen derzeit die ÖVP agiere, so Klenk. Sebastian Kurz sei „natürlich nicht“ wegen der Geburt seines Sohnes zurückgetreten, sondern wegen der an die Öffentlichkeit geratenen Chats. In denen „sich Posten zugeschoben wurden“, so Klenk, und Aussagen wie „Du bist Familie“ oder „Wer zahlt, schafft an“, zu lesen gewesen seien.

„Dieser ganze moralische, korrupte Morast, der verbrämt wird mit einem Familienidyll, den versuchen wir, satirisch zu überhöhen." Dies stehe „in einer Tradition von, was auch immer Sie satirisch wollen“, so der Falter-Chefredakteur.

Thurnher: „Leute verarschen, die Publikum verarschen"

Auch Herausgeber Armin Thurnher nahm in seiner „Seuchenkolumne“ mit dem Titel: „Satiren? Verbieten!“ auf die Reaktionen „eines beklemmenden neuen Biedermeier“ Stellung. „Über Satiren kann man viel sagen, etwa, Satiren, die niemanden aufregen, seien keine guten Satiren. Andererseits sind Satiren, die man erklären muss, meist ebenfalls keine guten Satiren." Mit seiner Erklärung möchte er also "nicht als das Eingeständnis verstanden wissen, es handle sich um eine schlechte Satire.“ Außerdem handle es sich nicht um das Cover, stellt er klar, sondern um die Seite drei von „Best of Böse“. Das Cover zeige auf goldenem Grund jene, welche die Spitzenplätze der bösen Liste belegen.

Es gehe, „in schlichten Worten“, bei der Darstellung "nur darum, Leute zu verarschen, die ihrerseits das Bild der Familie und vieles andere missbraucht haben, um das Publikum zu verarschen. Es geht darum, Leute mit einer drastischen Inszenierung zu verarschen, die uns vier Jahre lang mit drastischen Inszenierungen verarscht haben!“, so Thurnher.

Und stellt die Frage in den Raum, was wirklich „obszön“ sei: „der gemalte barocke Nippel einer barocken Madonna mit Frau Thiers aufmontiertem Antlitz oder die Untat, um eines persönlichen politischen Vorteils willen alleinerziehenden Frauen mehr als eine Milliarde für die Nachmittagsbetreuung von Kindern zu entziehen (man könnte viele andere Untaten nennen)?"

Das „neue Biedermeier“, so Thurnher, falle in Ohnmacht, „wenn eine gemalte barocke Brustwarze auftaucht, die sogar offen im Metropolitan Museum in New York aushängen darf“. Das sei „irregeleitet, unreflektiert und, ja abseits der üblichen Zyniker und Falterfeinde, die aus den genannten Gründen ihr Stündchen gekommen wähnen, beklemmend spießig."

>>> Florian Klenk zum Falter-Cover
>>> Armin Thurnher in seiner Kolumne

(Red.)

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