Ein Weihnachtsengel mitten in der grünen Welle

APA/BARBARA GINDL
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Der Briefträger bringt Konzertkarten und die Kassierin schenkt Rosen her.

Es regnet aus einem blauen Himmel. Zuerst glaubt man, es sei Gießwasser von Balkonpflanzen, aber da sind keine Töpfe über einem und wenn, dann würde sie im Dezember niemand mehr gießen. Die Wolke, aus der Regen fällt, ist nicht mehr zu sehen. Ein irritierendes Phänomen. Nicht immer sind Ursachen sichtbar, auch wenn man ihre Auswirkungen spürt.

Für die gereizte Stimmung rundherum brauchen die Gründe nicht lang gesucht werden. Überraschender ist hingegen, wenn manchmal alles gelingt, man wie bei einer grünen Welle durch den Tag cruist. Meistens sind die Ampeln so geschaltet, dass jede Kreuzung ein Stoppen verlangt. Das Gegenteil erfüllt einen fast mit Euphorie. Beim Umsteigen steht auf dem Gleis gegenüber schon der Anschlusszug, alles greift ineinander.

Umständlich erklärt man der Verkäuferin, was gesucht wird, in Erwartung, die üblichen Antworten zu bekommen: Ausverkauft, haben wir nicht, kostet eine Fantasiesumme. „Ich habe genau noch ein Stück davon“, sagt sie, und heute gibt es minus zwanzig Prozent. „Sie sind mein Weihnachtsengel“, sage ich, und wir strahlen einander an.

Der Briefträger bringt einen eingeschriebenen Brief, aber es ist keine Strafe, kein Versäumnis, keine Ermahnung. Es sind Konzertkarten für das nächste Jahr. Der Gedanke, ob das Konzert wohl stattfinden wird, muss verdrängt werden. Heute ist grüne Welle.

Die Kassierin beim Spar streckt mir drei Rosen entgegen. Sie seien nicht mehr mehr schön genug, um verkauft zu werden. Aber es sei so schade darum. Vielleicht wolle ich sie geschenkt? Sie sind weiß und hellrosa, ganz zart und nach einem kräftigen Schnitt und einem Tag im Wasser wunderschön erholt. Die Barbarazweige sind hingegen nicht aufgeblüht. Jeden darf es einmal nicht freuen.

Das gilt natürlich auch für Sie: Nicht alles muss immer aufgehen. Die Hoppalas sind die Farbe im Schwarz und Weiß. Frohe Weihnachten!

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