Quergeschrieben

Abschalten macht unabhängig, ständiger Konsum regrediert

Anstatt sich nur nach äußeren Einflüssen durch Konsum von Massenmedien zu orientieren, könnten wir wieder mehr in uns selbst hineinhören.

Es ist kein neues Phänomen, aber vielleicht aktuell besonders spürbar: Durch die ständig auf uns einprasselnden (schlechten) Nachrichten, Mails, Werbung, Propaganda und Unterhaltungsformate fühlen sich viele Menschen zunehmend überfordert. Sie haben das Bedürfnis, sich diesem Dauergetöse, dieser Reizüberflutung und Nachrichtenschwemme zu entziehen – im wahrsten Sinn des Wortes „abzuschalten“.Gastkommentare und Beiträge von externen Autoren müssen nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

>>> Mehr aus der Rubrik „Quergeschrieben“

Die Frage der Massenkultur und deren Auswirkung auf den Einzelnen und die Gesellschaft beschäftigen die Fachwelt seit Jahrzehnten. Bereits Sigmund Freud hat das Phänomen der Massenpsychologie beschrieben, die als eine Bedingung die Gleichzeitigkeit hat. Ob sich das Individuum in einer großen Menschenmenge befindet oder allein vor dem Bildschirm sitzt, ist dabei zweitrangig. Als Massenkultur werden in Massen fabrizierte und für den Massenkonsum bestimmte Produkte bezeichnet. Dominant ist der Einfluss der Massenkultur im Bereich der Unterhaltung und der Information durch die Massenmedien, die letztlich ja ebenfalls eine Form der Unterhaltung bieten.

Der Psychoanalytiker Otto F. Kernberg hat Ende der Neunzigerjahre darauf hingewiesen, dass die Unterhaltung durch Fernsehen, Radio oder Zeitungslektüre eine imaginäre Masse herstellt. Dies wird noch verstärkt durch die viele Zeit, die wir heute im Internet und mit den „sozialen“ Medien verbringen. Es entsteht ein illusorisches Gefühl der Gemeinschaft.

Nun, so kann man einwenden, es ist ja nichts Schlechtes, einer Gemeinschaft anzugehören und sich gemeinsam zu unterhalten. Die Massenkultur birgt allerdings eine Vielzahl von Gefahren, derer man sich oft nicht bewusst ist. Da sind einmal die Mechanismen, denen die Massenunterhaltung unterliegt. Bei den sehr beliebten Serienunterhaltungen und Krimis etwa gibt es ein Muster: Die Rollen sind klar verteilt, die Protagonisten entweder gut oder böse. Das Drama wird durch eine Gefahr eingeleitet, am Ende wird der Schuft bestraft, und die Zuseher bleiben moralisch befriedigt zurück.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.