Pandemie

Hotel Sacher verliert 75 Prozent des Weihnachtsgeschäfts

Blick ins Hotel Sacher
Blick ins Hotel Sacher (c) Reuters
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Das Hotel Sacher war wegen der Pandemie bereits neun Monate für Urlauber geschlossen. Gewinne winken frühestens 2024, meint Sacher-Group-Chef Matthias Winkler.

Das Coronavirus prägt seit rund 21 Monaten das Geschehen in der Stadthotellerie. Das Hotel Sacher war seinetwegen etwa bereits neun Monate lang für Urlauber behördlich geschlossen. Auch der jüngste Lockdown setzte dem Haus zu: "Wir sind auf einem Viertel bis einem Drittel des üblichen Weihnachtsgeschäfts", sagte Sacher-Group-Chef Matthias Winkler. "Die Pandemie wird uns auch im kommenden Jahr nicht loslassen", meint er. Gewinne winken frühestens 2024 wieder.

Seit dem Lockdown-Ende in Wien vor einer Woche "gab es neue Buchungen, aber auch Stornierungen - diese hielten sich die Waage". Inzwischen sei die Buchungssituation bis über Silvester stabil. Die Feiertage über Weihnachten und den Jahreswechsel zusammengenommen dürfte das Traditionshaus bei einem Drittel des normalen Geschäfts zu liegen kommen. Auch in nächster Zukunft erwartet Winkler noch keine wesentliche Entspannung. "Ohne schwarzzumalen, wird uns die Pandemie, auch wirtschaftlich, im kommenden Jahr nicht loslassen", so der Geschäftsmann.

Stornobedingungen sechs Stunden vor Anreise

Da helfen selbst großzügigste Stornomöglichkeiten kaum. "Unsere Stornobedingungen sind sechs Stunden vor Anreise - die sind in Wahrheit nur noch kosmetisch", hielt der Hotelchef fest. An der Preisschraube will er aber auf keinen Fall drehen. Die Zimmer billiger anzubieten sei rein rechnerisch gar nicht möglich und ein Schritt in die falsche Richtung.

Rund ein Fünftel aller Wiener Hotels hat während der Pandemie für immer geschlossen. In der Luxusstadthotellerie macht derzeit laut Winkler keiner Gewinne. Sein Unternehmen hätte das erste Coronajahr 2020 mit einem operativen Verlust abgeschlossen, sodass nach Abzug der Abschreibungen ein Fehlbetrag zwischen acht und neun Millionen Euro übriggeblieben sei - trotz vieler Förderungen und drastischer Sparmaßnahmen. "Für heuer prognostizieren wir etwas Ähnliches - wir waren viereinhalb Monate völlig ohne Umsatz", verdeutlichte der Geschäftsführer die kritische Lage.

Und auch die anderen Monate ohne behördlicher Schließungen seien mangels internationaler Touristen "wirtschaftlich schwerst betroffen" gewesen. "Wir haben keinen einzigen Monat gehabt, in dem wir in der Nähe vom Vorkrisenjahr 2019 waren." Und es wird seiner Einschätzung nach, insbesondere in den Städten, noch bis mindestens bis 2024 dauern, bis sich das Geschäft der Branche wieder erholt. Ein Fünf-Sterne-Hotel braucht mindestens 45 Prozent Belegung, um profitabel wirtschaften zu können. Winkler hofft, 2023 die Abschreibungen wieder verdienen und 2024 wieder Gewinne schreiben zu können. 2019, vor der Coronakrise, erzielte die Sacher-Gruppe einen Umsatz von rund 90 Millionen Euro.

„Wir nehmen derzeit wieder Mitarbeiter auf"

Vor der Pandemie beschäftigte das Unternehmen auch noch rund 800 Mitarbeiter, im Tiefststand während der Krise waren es nur noch knapp halb so viele. "Wir nehmen derzeit wieder Mitarbeiter auf", betonte der Manager. Auch während des Lockdowns sei weiterrekrutiert worden. Angestrebt wird eine Personalstärke von 500 bis 550 Beschäftigten. Die Suche sei aber "schwierig, weil die Gesamtbranche unter der Unsicherheit leidet und sich viele Menschen von der Hotellerie und Gastronomie wegorientiert haben". Sie sind in andere Berufe abgewandert. Das Vertrauen in den Tourismus als Arbeitgeber muss erst wieder aufgebaut werden.

Während viele Anbieter in der Ferienhotellerie im ersten Pandemiejahr "2020 einen so guten Sommer wie noch nie" gehabt hätten, gehe es der Stadthotellerie "noch immer - und wohl auch auf Sicht - schlechter", so die Einschätzung des Hotelmanagers. Denn: "Unsere Zielgruppe ist eine völlig andere", erklärte Winkler. Die Hotels in den Städten leben von internationalen Touristinnen und Touristen. "Und die reisen in einer weltweiten Pandemie nur sehr eingeschränkt." Zur größten Gästegruppe mit nicht-österreichischem Pass zählen im Sacher normalerweise US-Amerikaner und Deutsche. "Die Asiaten sind gar nicht da, die Amerikaner vereinzelt, die Deutschen ab und zu", fasste der Sacher-Chef kurz zusammen.

Die staatlich unterstützte Kurzarbeit "war richtig und gut und hat uns geholfen, Mitarbeiter im Tourismus zu halten". Insgesamt waren die Staatshilfen bei den Unternehmen in der Krise sehr willkommen. Sie sollten nun aber allmählich ausklingen, meinte der frühere Kabinettchef von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser in Richtung Politik. "Ich glaube, dass wir nun über etwas anderes diskutieren sollten, als wer bekommt aus welchem Topf was", sagte Winkler.

(Red./APA/Birgit Kremser)

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