Leitartikel

Europas Wirtschaft wird bald um jeden Migranten betteln

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ITALY-GERMANY-MALTA-EUROPE-MIGRANTSAPA/AFP/GIOVANNI ISOLINO
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In den kommenden zwölf Jahren werden den heimischen Betrieben 540.000 Arbeitskräfte fehlen. Es führt kein Weg an gezielter Migration vorbei.

Wenn die Welt einmal untergehen sollte, ziehe ich nach Wien, dort passiert alles 50 Jahre später.“ Gustav Mahler soll diesen Satz gesagt haben. Und 110 Jahre nach seinem Tod stimmt diese Einschätzung natürlich nicht mehr. Heute sind es höchstens noch fünf Jahre. Zumindest was die gravierende Transformation auf dem Arbeitsmarkt betrifft. Während die deutsche Wirtschaft bereits jetzt in Indonesien, Mexiko und Kolumbien nach Arbeitskräften sucht, herrscht hier noch die Meinung, dass man den Beschäftigungslosen nur etwas Feuer unterm Hintern machen müsse, um die herrschende Personalnot zu lösen. Tatsächlich hat Österreich noch einen kleinen Puffer. Den verdankt das Land dem starken Zuzug nach dem Bürgerkrieg in Jugoslawien. Doch die Überalterung wird auch bei uns zur großen Bewährungsprobe für die Sozialsysteme, Pensionen und für den Arbeitsmarkt.

In Deutschland fehlen bald sieben Milllionen Arbeitskräfte

Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, geht in seinen Berechnungen davon aus, dass der österreichischen Wirtschaft in den kommenden zwölf Jahren 540.000 Arbeitskräfte fehlen werden. Erst am Montag veröffentlichte die deutsche Bundesagentur für Arbeit ihre Studie. Demnach würden ohne Gegenmaßnahmen in Deutschland bis 2035 etwa sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen. Mit anderen Worten: Auf jeden arbeitsfähigen Österreicher kämen dann zwei Jobangebote aus dem Nachbarland. Vor allem in den Industrieländern Bayern und Baden-Württemberg, also direkt vor unserer Haustür, würde man gut ausgebildete Mitarbeiter aus Österreich freudig in Empfang nehmen.
Vieles spricht dafür, dass wir uns in Europa eher gegenseitig die Leute abwerben, statt auf gezielte Einwanderung und Ausbildung zu setzen. Es geht schließlich schon los. Die osteuropäischen Länder unternehmen alles, damit ihre Leute im eigenen Land bleiben und in das Land zurückkehren. In Rumänien zahlen etwa IT-Fachleute kaum Einkommensteuer.

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