Archäologie

Zwei Opfer des Vulkanausbruchs von Thera entdeckt

(c) dpa/dpaweb (A2411 Norbert Försterling)
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Die Bronzezeit-Katastrophe auf der Insel Santorin brachte Tsunamis, die etwa eine Siedlung in der heutigen Türkei zerstörten.

Der Vulkanausbruch von Santorin (Thera) hat nicht nur die minoische Kultur, sondern alle Kulturen am östlichen Mittelmeer schwer erschüttert. Doch diese Katastrophe ist für uns seltsam wort- und bildlos geblieben: Nur die unter Pharao Ahmose I. entstandene „Unwetterstele“, die ungeheures Tosen und tagelange Finsternis in ganz Ägypten schildert, gilt als Zeugnis für sie. Dabei ist das Tosen wohl der Klang der Tsunamis, den der Ausbruch an den Küsten ausgelöst hat.

Auch an der Küste der heutigen Türkei, etwa dort, wo heute Çeşme liegt, beliebt bei Urlaubern und Archäologen. Forscher der Unis in Ankara und Haifa sowie der TU Wien haben nun laut „Pnas“ (27. 12.) Ascheschichten und Geröllablagerungen vom Ausgrabungsort bei Çeşme analysiert. Die Wiener konnten die Asche dem Ausbruch von Santorin zuordnen, und sie fanden eine neue Datierung: Er fand nicht vor 1612 v. Chr. statt. Das passt zur 14C-Datierung eines von Vulkanasche begrabenen Olivenbaums auf Santorin, aber auch zu den Daten von Ahmose I. (1560–1525 v. Chr.).

Mann und Hund im Geröll begraben

Das chaotische Geröll zeugt von den Tsunamis. In ihm fanden sich auch die Überreste eines jungen Mannes und eines Hundes: die ersten, die dem Ausbruch von Thera zugeordnet werden können. Zwar wurde die bronzezeitliche Siedlung unter einer dicken Ascheschicht begraben, in dieser fanden die Forscher aber keine Opfer. Die Menschen konnten offenbar noch flüchten. Die Flutwellen ereilten sie dann. „Das Opfer, das wir jetzt gefunden haben, dürfte wirklich der primäre Tsunami erwischt haben“, sagt Sterba. Dieser zerstörte Gebäude, auch jenes, in dem sich der „Çeşme-Mann“ aufhielt.

Die Forscher sehen auch Spuren einer zweiten und einer – etwas kleineren – dritten Welle, die brennendes Material aus der Ägäis an Land gespült hat. Danach herrschte kurz Ruhe, die Menschen begannen, nach Vermissten zu suchen. Die Archäologen konnten sogar Versuche nachweisen, den jungen Mann in den Trümmern zu finden. „Da gibt es wirklich Gruben, wo man sieht, dass relativ wild hinunter gegraben wurde“ sagt Sterba: „Das Opfer war aber einen Meter tiefer verschüttet.“ Wiederaufbauarbeiten wurden dann offenbar von einer vierten Welle zunichtegemacht. (APA/tk)

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