Wrabetz zu Causa Oberhauser: "Es gibt Grenzen"

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Wrabetz Causa Oberhauser gibt(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
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Das Verhältnis zu Infodirektor Oberhauser sei seit Monaten belastet gewesen, sagt der ORF-Chef. Mit dem Abwahlantrag will er den Streit rasch klären. Oberhausers Agenden hat er bereits aufgeteilt.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will die "Causa Oberhauser" mit seinem Abwahlantrag gegen den ORF-Informationsdirektor Elmar Oberhauser rasch klären. "In so einem großen Unternehmen wie dem ORF ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Geschäftsführung einfach notwendig. Wenn diese nicht mehr herstellbar ist, dann sind die entsprechenden Schritte vorzunehmen", so Wrabetz am Freitag.

Die Zusammenarbeit mit Oberhauser ist laut Wrabetz bereits seit mehreren Monaten immer wieder belastet gewesen. Der Info-Chef habe Aktivitäten gesetzt, die "einer vertrauensvollen Zusammenarbeit nicht förderlich" waren. Welche das waren, darauf wollte der ORF-General "nicht im Detail eingehen". Dem Vernehmen nach soll Oberhausers Verhalten rund um die doch nicht erfolgte Bestellung Lisa Totzauers zur Chefin der TV-Magazine Wrabetz sauer aufgestoßen haben.

Dass Oberhauser bei der Bestellung von Fritz Dittlbacher zum TV-Chefredakteur diesen in einem internen Mail als SPÖ-Parteikandidaten abgelehnt und sich gegen die Entscheidung des ORF-Chefs gestellt hätte, war laut Wrabetz der "Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat". Es gebe im ORF keine Personalpolitik unter politischem Druck, sondern "Entscheidungen nach fachlichen und sachlichen Kriterien".

Kein Kommentar zu Kulovits-Rupps Einschätzung

Die ungewohnt heftige Kritik der ORF-Stiftungsratsvorsitzenden Brigitte Kulovits-Rupp, wonach Oberhauser wie die "Inkarnation eines italienischen Renaissancefürsten" agiert habe und sein Verhalten rund um die Bestellung des Fernseh-Chefredakteurs "wirklich hinterfotzig" gewesen sei, wollte Wrabetz nicht kommentieren. Klare Beurteilungen seien hier Sache des Stiftungsrats.

Nicht näher kommentieren wollte Wrabetz auch den Stand der Verhandlungen über Oberhausers Vertragsauflösung. "Bisher war es nicht möglich, zu einer einvernehmlichen Auflösung zu kommen. Es geht um komplizierte vertragsrechtliche Bestimmungen. Und es ist klar, dass ich auf die finanziellen Rahmenbedingungen besonders achten muss. Die Möglichkeiten, der anderen Seite entgegen zu kommen, sind beschränkt. Bis Donnerstag früh ist Zeit, eine einvernehmliche Lösung zu finden."

Wrabetz geht von Mehrheit für Abwahl aus

Wenn es bis zur Stiftungsratssitzung am kommenden Donnerstag keine Einigung gibt, dann wird Wrabetz dort den Abwahlantrag gegen Oberhauser stellen. Von einer notwendigen Mehrheit für ein solches Vorgehen geht der ORF-Chef aus. Er bräuchte dafür in dem 35-köpfigen Gremium eine einfache Mehrheit. Zuletzt konnte Wrabetz dort wiederholt auf die Stimmen von SPÖ, Grünen, unabhängigen Betriebsräten und weiteren Vertretern zählen.

"Konsequent bin ich immer"

Dass er in der Causa Oberhauser für viele überraschende Härte an den Tag lege, sieht der ORF-Chef nicht so. "Ich sehe das nicht als eine Frage, besondere Härte zu zeigen. Konsequent bin ich immer, gleichzeitig bin ich aber auch dafür bekannt, dass ich einen konsensorientierten Führungsstil schätze und versuche, diesen im Rahmen der vertrauensvollen Zusammenarbeit auch zu leben. Es gibt aber Grenzen und wenn diese überschritten sind, gibt es eben auch Konsequenzen, wie sie jeder Unternehmenschef ziehen würde."

Für die weitere Zukunft bis zum Ende der Geschäftsführungsperiode hat Wrabetz schon konkrete Pläne für die Informationsdirektion. "Ich gehe davon aus, dass es jetzt keine Nachbesetzung gibt. Die vier Hauptabteilungen der Informationsdirektion sind gut besetzt, es stehen keine wesentlichen Strukturentscheidungen an, und wir sind mit dem Budget 2011 so gut wie fertig. Deshalb werde ich das wahrscheinlich selbst machen und mir für einzelne Bereiche und Aufgaben die Unterstützung der Hauptabteilungsleiter und anderer Direktoren holen."

So soll sich etwa der Kaufmännische Direktor Richard Grasl um die anstehenden Sportrechteverhandlungen kümmern. Und Programmdirektor Wolfgang Lorenz könnte Aufgaben in den Programmschnittstellen zwischen Informations- und Programmdirektion stärker wahrnehmen. "Aber es wird keine Gesamtbetrauung eines einzelnen Mitarbeiters geben."

Vorgezogene Wahlen?

Die Entscheidung über vorgezogene Wahlen einer neuen ORF-Geschäftsführung sieht Wrabetz beim Stiftungsrat des Unternehmens. Planmäßig soll der Generaldirektor Mitte August 2011, das neue Direktorium Mitte September gewählt werden. "Die Stiftungsratsvorsitzende möchte das Wahlprozedere in einem breiten Konsens festlegen. Wenn es breiten Konsens gibt, dann gibt es auch Argumente, die für eine frühere Wahl sprechen. Es ist aber nicht Sache der Geschäftsführung, hier initiativ zu werden."

Als Argument für eine solche mögliche Vorverlegung nennt Wrabetz schließlich die im Gesetz vorgegebenen "größeren Veränderungen in der Unternehmensstruktur". Laut ORF-Gesetz gibt es ab der nächsten Geschäftsführungsperiode neben dem Generaldirektor nur mehr vier statt sechs Direktoren.

Kandidiert Wrabetz?

Im Raum steht etwa die Zusammenlegung von Programm und Information zu einer Fernsehdirektion mit Kanalmanagern für ORF 1 und ORF 2. "Gewisse Übergangszeiten" und "möglichst frühe Entscheidungen" machten deshalb grundsätzlich Sinn. Zu einer möglichen Kandidatur für den Posten des Generaldirektors möchte Wrabetz "nach wie vor nichts sagen".

Das zuletzt in manchen Medien kolportierte Bild, wonach im ORF totales Chaos und Parteipolitik regierten, und der Sender personell und quotentechnisch am Boden liege, wies Wrabetz entschieden zurück. "Das Unternehmen ist klar und strukturiert geführt und voll handlungsfähig. Wir haben im dritten Quartal schwarze Zahlen geschrieben und werden 2010 positiv abschließen. Wir befinden uns in der Finalisierung des Budgets 2011, peilen auch für nächstes Jahr eine schwarze Null an", so Wrabetz. "Das Unternehmen ist auf Kurs."

Quoten: "Normalbetrieb auf hohem Niveau"

"Es gibt Programmerfolge, und natürlich funktioniert auch nicht immer alles sofort, und mit den Einzelquoten bin auch ich nicht immer zufrieden - angesichts der zunehmenden deutschsprachigen Konkurrenz und durchschnittlich mehr als 90 Sendern in jedem österreichischen Haushalt muss der eindeutige Marktführer ORF aber auch von seinem europaweit hohen Spitzenniveau Anteile verlieren", sagt der ORF-Chef. Den öffentlichen Kritikern widerspricht der ORF-Chef mit der Aussage vom "Normalbetrieb auf hohem Niveau".

Durch macneh Medienberichte "entsteht jedenfalls ein falscher Eindruck, nur weil es Dissens zwischen dem Generaldirektor und einem Manager gibt", so Wrabetz. "Ich hoffe aber, dass diese Debatte nächste Woche abgeschlossen ist und dann wieder die Programmleistungen des ORF im Vordergrund stehen."

(APA)

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