Skiweltcup

Die Großmeister des Husarenritts

ALPINE SKIING - FIS WC Bormio
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Je gefährlicher, desto besser: Dominik Paris findet auf der Stelvio zurück in den Temporausch, Marco Odermatt ist nach seinem Meisterstück in Bormio nicht mehr aufzuhalten.

Bormio/Wien. Die „Pista Stelvio“ hat ihrem Ruf alle Ehre gemacht und im alljährlichen Rennen um die anspruchsvollste Abfahrt des Winters einmal mehr in Richtung Kitzbühel vorgelegt. So bot Bormio beim hochverdienten Rekordsieg von Dominik Paris bemerkenswerten Skirennsport, auch aus rot-weiß-roter Sicht:

Husarenstück

Dominik Paris ist zurück. So recht wollte dem Südtiroler Abfahrtsstar nach seiner enttäuschenden Heim-WM vor knapp einem Jahr in Cortina (Plätze vier und fünf) kein makelloses Rennen mehr gelingen. Für die Top Ten reichte es ob seiner Klasse allemal, doch für das Stockerl plötzlich nicht mehr.

In Bormio gelang dem 32-Jährigen nun der Befreiungsschlag. Paris gewann die Abfahrt mit einer Mixtur aus Brutalität, einem kompromisslosen Zug nach unten und viel Gefühl. Ein Husarenritt, und beinahe schon ein standesgemäßer. Vor allem seit dem Weltcup-Comeback der Stelvio im Jahr 2017 ist der Mann aus dem Ultental hier die Nummer eins, nun hat er seine inzwischen schon sechste Bormio-Abfahrt gewonnen und damit eine neue Bestmarke aufgestellt (Didier Cuche triumphierte fünf Mal in Kitzbühel).

„Ich fühle mich da einfach wohl. Das Überwinden, das Vollgas geben sind ein Erlebnis. Du weiß eigentlich nie, was passiert, du musst mit allem rechnen, hast es nicht wirklich unter Kontrolle. Das macht es so spannend“, meinte der einstige Almhirte und Frontmann einer Metal-Band.

Rechtzeitig vor den Jänner-Klassikern – auch auf der Streif hat er schon drei Mal gewonnen – kehrte Paris auf die Siegerstraße zurück. Der Saisonstart war noch weniger zufriedenstellend verlaufen. „Mein Skifahren war nicht so gut, wir haben beim Set-up nachgearbeitet.“ Platz vier zuletzt in Gröden sei ein erster Lichtblick gewesen. „Da habe ich mir gedacht, jetzt freut es mich wieder.“ Nun stellte Paris klar, dass er gerade auf den gefährlichsten Strecken der Welt einer der Allerbesten ist.

Meisterstück

Mit Platz zwei in der Bormio-Abfahrt untermauerte Marco Odermatt seinen Status als derzeit überragender Skirennläufer. Der 24-jährige Gesamtweltcupführende düpierte bei seiner erst dritten Abfahrt auf der Stelvio die versammelte Speed-Elite. Selbst die knapp zwei Minuten Laufzeit voller Schläge und schlechter Bodensicht machten dem Schweizer kaum etwas aus. Ausgerechnet in Bormio fuhr er nun dank überragender Skitechnik und größter Entschlossenheit sein erstes Abfahrtspodest ein. „Stück für Stück bin ich ein wenig näher gekommen“, erklärte Odermatt. „Dort, wo ich konnte, habe ich voll riskiert.“

Sein Landsmann Beat Feuz unterstrich mit einem frühen Ausfall unfreiwillig die Leistung Odermatts. Auf der ruppigen Stelvio ging Feuz' Serie von 41 Weltcupabfahrten zu Ende, in denen er stets das Ziel erreicht und sich nur einmal außerhalb der Top Ten klassiert hatte.

Odermatt hingegen hat in diesem Winter auch schon drei Riesentorläufe und einen Super-G gewonnen. Er ist Topfavorit für die beiden Super-G in Bormio am Mittwoch und am Donnerstag (je 11.30 Uhr, live ORF1) und als Sieg- und Podestanwärter in nun drei Disziplinen auf dem Weg zu seinem ersten Gesamtweltcupsieg wohl nicht mehr aufzuhalten.

Karrierehoch

Als Vierter schloss der Oberösterreicher Daniel Hemetsberger seinen Frieden mit der Stelvio – und fuhr sich im Olympiawinter erneut in die Auslage. „Das habe ich mir erträumt, dass ich in unserer starken Mannschaft einmal der Schnellste sein kann“, meinte der 30-Jährige.

Vor drei Jahren hatte sich der Mann vom Attersee in Bormio bei einem heftigen Sturz zum bereits vierten Mal das Kreuzband gerissen. Auch dank eines Mentaltrainers schlug er nun mit seinem bisher besten Weltcupresultat zurück und meinte: „Es freut mich, dass es gerade hier geschehen ist“.


Abfahrt Bormio

1. Dominik Paris (ITA) 1:54,63 Min.
2. Marco Odermatt (SUI) +0,24 Sek.
3. Niels Hintermann (SUI) +0,80

Weiters: 4. Daniel Hemetsberger (AUT) +0,99 5. Dominik Schwaiger (GER) +1,10 6. Aleksander Kilde (NOR) +1,12 7. Vincent Kriechmayr (AUT) +1,15 8. Travis Ganong (USA) +1,19 9. Daniel Danklmaier (AUT) +1,26 10. Marsaglia (ITA) +1,33 12. Mayer (AUT) +1,57 13. Striedinger (AUT) +1,60.

Gesamtweltcup: 1. Odermatt 713 2. Mayer 427.

(joe)

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