Wissenschaft

Zweifel an Wirksamkeit der Impfungen gegen Omikron

(c) REUTERS (IVAN ALVARADO)
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Eine Studie aus Hongkong ergab, dass ein etwa in China verwendeter Totimpfstoff gar keine Antikörper gegen die neue Variante des Coronavirus bringt.

Mit dem Angebot eines sogenannten Totimpfstoffs – der aus inaktivierten Viruspartikeln besteht – könne man passionierte Impfskeptiker dazu bewegen, sich doch impfen lassen: Diese Hoffnung ist in den letzten Monaten häufig geäußert worden. Eine nun publizierte Studie scheint sie zunichte zu machen. Zugleich unterminiert sie das Vertrauen darauf, dass die im Kampf gegen bisherige Sars-CoV-2-Varianten (inklusive Delta) bewährte Impfung mit mRNA gleichermaßen gegen Omikron hilft.

Im Labor des Hong Kong Sanatorium & Hospital wurden zwei Impfstoffe getestet: der von Biontech-Pfizer vertriebene und auch in Österreich massiv eingesetzte mRNA-Impfstoff BNT162b2 (bei uns meist Comirnaty genannt) sowie CoronaVac, das von der chinesischen Firma Sinovac hergestellt wird. Es wird in China und etlichen anderen asiatischen sowie lateinamerikanischen Ländern bereits im Rahmen einer Notfallzulassung verwendet, in der EU läuft ein Zulassungsverfahren.

Wie alle Impfstoffe sollen auch diese beiden in den Geimpften die Bildung von Antikörpern gegen die Viren – beziehungsweise Bestandteile der Viren – bewirken. In der Studie wurden je 25 zweimal mit Comirnaty beziehungsweise CoronaVac geimpfte Personen untersucht, ihnen wurden 56 Tage nach der ersten Impfung Blutproben entnommen.

Getestet auf A, Beta, Delta, Omikron

Diese Proben wurden dann darauf getestet, ob sie Antikörper bilden, die Viren unschädlich machen können. Dabei wurden sie – im sicheren Reagenzglas natürlich – auf etliche Varianten des Coronavirus Sars-CoV-2 losgelassen: auf die ursprüngliche Linie A, auf Beta, Delta und Omikron. Genauer: auf zwei Omikron-Varianten, von denen eine sich durch eine zusätzliche Mutation am Spike-Protein auszeichnet.

Gegen diese beiden Omikron-Varianten erwiesen sich die Proben von mit CoronaVac geimpften Personen als völlig hilflos: In ihnen konnten überhaupt keine neutralisierenden Antikörper nachgewiesen werden. Doch auch die mRNA-Impfung bescherte offenbar nur einem Viertel bzw. einem Fünftel der Geimpften wirksame Antikörper gegen die beiden Omikron-Varianten. Immerhin war sie in allen Testpersonen gegen die Varianten A, Beta und Delta wirksam. CoronaVac dagegen versagte auch gegen Beta, gegen Delta wirkte es nur bei 68 Prozent der Personen. Bedenklich scheint auch, dass selbst in den Proben von mRNA-Geimpften, die Antikörper gegen Omikron entwickelt haben, deutlich weniger solche gemessen wurden als gegen die alten Virusvarianten.

Skeptiker könnten gegen diese Ergebnisse zunächst einwenden, dass die Studie noch nicht von Fachkollegen geprüft („peer-reviewed“) ist, sondern erst auf einem – allerdings sehr gut beleumundeten – Preprint-Server (www.medrxiv-org) erschienen ist. Auch die Autoren selbst zählen, wie in seriösen Publikationen üblich, mögliche Kritikpunkte auf. So wurde nur an Erwachsenen getestet: Kinder und Jugendliche könnten womöglich mehr Antikörper erzeugen. Nicht überprüft wurden andere Komponenten des Immunsystems, vor allem T-Zellen: Es ist denkbar, dass solche doch einen (größeren) Schutz gegen Omega bringen.

Noch ohne dritte Impfung

Nicht getestet wurden schon dreimal geimpfte Personen. Das „Boostern“ bringe wohl bessere Ergebnisse, vermuten die Forscher. Vor allem aber meinen sie, dass es wohl notwendig sei, die Impfstoffe auf Omikron anzupassen.

Ergebnisse für die in Österreich neben Comirnaty eingesetzten Impfstoffe von Moderna, AstraZeneca und Janssen bringt die Studie nicht. Sie wird dennoch wohl die Diskussion über die gesetzliche Impfpflicht anheizen. Denn, wie Ministerin Karoline Edtstadler gesagt hat, ist diese nur begründbar, wenn die Impfstoffe genügend Wirkung zeigen. Zumindest bei CoronaVac und wohl auch bei anderen Totimpfstoffen dürfte das nicht der Fall sein.

Hoffnung auf Molnupiravir

Ein wenig Trost könnte ein Fortschritt an einer anderen Front gegen Covid bringen: Das oral einzunehmende Medikament Molnupiravir hat sich in einer Phase-3-Studie mit Placebokontrolle an 1433 Risikopatienten bewährt: Es senkte die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient 29 Tage nach der Aufnahme noch immer im Spital oder schon tot ist, deutlich: von 14,1 Prozent (mit Placebo) auf 7,3 Prozent.

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