Coronamaßnahmen

"Pferdewurm-Propaganda": Kickl fordert Studie zu Ivermectin

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl
FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert KicklAPA/GEORG HOCHMUTH
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Entgegen jeglicher wissenschaftlicher Grundlage spricht sich FPÖ-der Parteichef ein weiteres Mal für das Entwurmungsmittel zur Behandlung von Covid-19 aus. Die Impfung wirke, sei aber „kein Gamechanger“.

FPÖ-Bundesparteiobmann Herbert Kickl hat am Dienstagabend entgegen aller Warnungen einmal mehr für den Einsatz des Entwurmungsmittels Ivermectin bei Covid-19-Infektionen plädiert. Man solle eine Studie dazu machen, sagte Kickl in der "ZiB2" des ORF - ungeachtet der klaren Erkenntnisse, dass dieses Mittel für die Behandlung einer Corona-Erkrankung nicht geeignet ist - und auch der Hersteller selbst klar davon abrät.

ORF-Moderator Martin Thür wandte ein, dass zahlreiche Virologen und Experten Kickls Meinung nicht teilen - außer der WHO hat sich zuletzt auch der Hersteller selbst, MSD (Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H.) "im Einklang mit den gängigen medizinischen Empfehlungen klar gegen die Einnahme von Ivermectin (Stromectol) bei Covid-19" ausgesprochen. Kickl konterte, man solle doch eine Studie in Österreich dazu machen. Derartige Studien würden bisher nicht gemacht, weil die Pharmaindustrie gar kein Interesse daran habe, behauptete er. Denn Ivermectin sei ein "sehr billiges Mittel" und dessen Einsatz bei Covid-19 würde den Geschäftsinteressen der Medikamentenhersteller entgegenstehen, lautet Kickls These.

Dass sich auch ehemalige Parteikollegen Kickls, darunter etwa das blaue "Urgestein" Andreas Mölzer, gegen die aktuelle Linie der Parteispitze ausgesprochen hatten, focht Kickl nicht an. Zur Aussage der ehemaligen blauen Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein, die Kickls Empfehlung zu Ivermectin als "letztklassig und indiskutabel" bezeichnet hatte und dazu erklärt hatte, dass dies keiner medizinischen Evidenz entspreche, sagte Kickl: "Da liegt sie falsch. Sie ist auch keine Virologin und sie ist offensichtlich auch nicht umfassend informiert."

ORF soll "jeden Abend" Ärzte einladen

Dem Vorhalt Thürs, dass erwiesen sei, dass Ivermectin für die Behandlung von Corona-Erkrankungen ungeeignet sei, wischte Kickl vom Tisch: Der ORF solle doch "jeden Abend" Ärzte in die „ZiB2" einladen (...), "die in der Praxis am Patienten entweder in ihrer Ordination oder aber in Spitälern - und das Ganze auch mit klinischen Studien belegt - Ivermectin auch zum Einsatz gebracht haben. Die würden Ihnen erklären, dass es wirkt", meinte der blaue Parteiobmann.

Allerdings: Von einem Einsatz von Ivermectin bei Corona-Erkrankungen wird derzeit definitiv abgeraten. So hatte beispielsweise das deutsche Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) bereits im März vor einem solchen Einsatz gewarnt, auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) riet davon außerhalb klinischer Studien ab. Generell sind in der EU Ivermectin-Arzneimittel nicht zur Behandlung von Covid-19 zugelassen. Ivermectin-Tabletten sind beim Menschen zur Behandlung von Skabies (Krätzmilbe), parasitären Wurmbefällen mit Strongyloidiasis (Zwergfadenwürmer) sowie tropischen Fadenwürmern und als Hautpräparate zur Behandlung von Kupferakne zugelassen.

Impfung "wirkt, aber nicht so, dass sie Gamechanger ist"

Zur Corona-Impfung, die Kickl immer wieder als wirkungslos kritisiert sagte er: "Sie wirkt ja, aber nicht so, dass sie der Gamechanger ist, der uns aus der Pandemie herausbringt.“

Zur früheren freiheitlichen Forderung nach einer Impfpflicht, meinte Kickl, hier würden „Kraut und Rüben durcheinandergehaut“. Denn: „Es ging damals um ganz andere Impfungen, die sind nicht vergleichbar.“ Es stelle sich die Frage, „mit welchem Impfstoff man es zu tun habe“, so Kickl, der im Falle der Vakzine gegen das Coronavirus von einer „schlechten Impfung“ sprach.

>>> Herbert Kickl in der ZiB2

(APA/Red. )

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