Mein Freitag

Mit dem Kometen aus Zinn zu den Sternen

In die Sterne schauen, einen Kometen entdecken.
In die Sterne schauen, einen Kometen entdecken.dpa
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Was zum Jahreswechsel zu sagen ist: Gestalte ihn einfach!

Das Lied gehört gemeinsam mit „House of the Rising Sun“ und „Nights in White Satin“ zu den durch beherzten Lagerfeuergesang meistzerstörten Liedern. Bob Dylan fragt sich darin, wie viele Kanonenkugeln noch fliegen müssten, bis Waffen für immer verbannt würden. Ausgerechnet „Blowin' in the Wind“ fällt einem auf der Suche, mittlerweile auf allen vieren, nach einem Ladekabel ein. Sie sind alle verschwunden. Wie viele Kabel muss ein Mensch eigentlich kaufen, bis eines auch einmal auffindbar ist?

Klar ist das ein banaler Vergleich. Dylan fragte nach dem Weltfrieden und den großen Dingen im Leben und wollte nicht bloß sein Handy laden, um noch mehr Unnützes (Schritte zählen, Wetter checken) zu tun. Aber erstens sucht man sich seine Assoziationen nicht aus, und zweitens entspricht es dem generellen Ton zum heutigen Jahreswechsel: Gestalte ihn einfach!

Damit ist nicht nur der Ablauf, sondern auch die Wunschliste gemeint. Vergangenes Jahr haben wir uns mit dem Wünschen übernommen, es sollte das gewohnte Leben zurückkehren, nachdem viele beim Jahreswechsel 2019 sogar noch sicher waren, 2020 würde das Jahr der Jahre. Wurde es ja, nur eben anders. Nun also will man es mit den Erwartungen schön kleinhalten.

Auch die großen Pläne lassen sich verkleinert besser verdauen, wenn sie denn wieder platzen. Ein bisschen locked down in den Semesterferien? Dann wird es eben zu Ostern wieder freier. Und so weiter. Abgesehen davon ist das Thema der Selbstmaximierung nicht einmal mehr ein Schulterzucken wert. Wie viele Brote muss man backen, um dann doch wieder sehr gern zum Bäcker zu gehen?

Was gibt es heute also noch zu tun? Sprudel einkühlen und das Zinn fürs Bleigießen suchen. Einen Kometen gießen wie immer und in die Sterne schauen. Wenn sie nicht zu sehen sind, die Augen zumachen.

Alles Gute für das neue Jahr! Es kann ja schließlich auch nichts dafür.

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