Diplomatie

Der tschechische „Pirat“, der sich mit China anlegen will

Alexander Schallenberg bei Jan Lipavský in Prag: Die Außenminister planen eine Ukraine-Reise.
Alexander Schallenberg bei Jan Lipavský in Prag: Die Außenminister planen eine Ukraine-Reise. (c) APA/BMEIA/MICHAEL GRUBER (MICHAEL GRUBER)
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Österreichs Außenminister war der erste Gast des neuen Chefdiplomaten in Prag. Was Jan Lipavský vorhat.

Wien/Prag. Im Palais Czernin, dem Sitz des tschechischen Außenministeriums in Prag, residiert jetzt ein Pirat. Er heißt Jan Lipavský, ist 36 Jahre alt und eben Mitglied der Mitte-links verorteten Piratenpartei. Am Donnerstag hat der neue Außenminister erstmals einen Amtskollegen empfangen. Die Wahl fiel auf Alexander Schallenberg, den Wieder-Außenminister und Altkanzler Österreichs. Eine Geste mit Symbolkraft. „Ich bin froh, dass ich der Erste bin“, sagte Schallenberg in Prag über das Treffen, das zuallererst um die Coronakrise kreiste. Beide bekannten sich zu offenen Grenzen.

Feindbild des Präsidenten

Seit genau zwei Wochen ist Schallenbergs Gastgeber nun Außenminister einer bunten Fünf-Parteien-Koalition, die Petr Fiala anführt, ein konservativer Politologe und Ex-Unirektor in Brünn. Wäre der Wille von Staatschef Miloš Zeman geschehen, Lipavský wäre niemals Außenminister geworden. Die beiden verbindet allenfalls, dass sie die Atomkraft als „grüne Energie“ hochhalten. Ansonsten sind die beiden Gegensätze. Lipavský, ehemals Berater bei McKinsey, war schon als Abgeordneter ein lautstarker Advokat von Menschenrechten, er drängte auf eine härtere Gangart gegenüber Russland und China, er nannte die beiden Staaten eine „Bedrohung“ für die Republik, und er zählte zu jenen Abgeordneten, die insistierten, russische und chinesische Firmen bei der Auftragsvergabe für den Ausbau des AKW Dukovany auszuschließen – was dann auch geschah. Im Zweifel ist Lipavský eben nicht nur Pirat, sondern auch Falke und Transatlantiker. Zeman indes gilt als Freund des Kreml und als einer, der Chinas Nähe sucht. Lipavský wollte er auch deshalb nicht angeloben. Doch Premier Fiala hielt an dem Kandidaten des kleinsten Koalitionspartners fest, irgendwann gab Zeman auf.

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