Dem hoch verschuldeten Land steht plötzlich ein Aufbau- und Konjunkturpaket von 30,5 Milliarden Euro zur Verfügung, das sogar die Mittel des legendären Marshallplans übertrifft.
Im gerade erst verabschiedeten Jahr beging Griechenland das 200-Jahr-Jubiläum des Beginns „seiner“ Revolution gegen die osmanische Herrschaft, sie mündete 1830 in die Gründung des ersten der „neuen“ europäischen Nationalstaaten. Das war nicht nur eine gute Gelegenheit, die Garde mit ihrer bunten traditionellen Uniform mit Rock, der Fustanella, aufmarschieren zu lassen.
Das Jubiläum diente vor allem, nicht zuletzt wegen der Absage publikumswirksamer Spektakel im Zeichen der Pandemie, als Anlass für eine Standortbestimmung der Nation – und einen Blick in die Zukunft, die quasi heute, mit dem neuen Jahr beginnt.
Der konservative Ministerpräsident, Kyriakos Mitsotakis, beruft sich gern auf die Vergangenheit, so auch in seinen Wortspenden zum Jubiläumsjahr, um die kollektiven Tugenden der Nation in Erinnerung zu rufen. Schnell schlug er aber auch in diesem Fall die Brücke in die Zukunft, um das Reform- und Modernisierungsprogramm seiner Regierung ins richtige Licht zu rücken. Und das kann er nun auch mit vollem Recht tun: Die Umstände der Covid-Krise gaben ihm eine „historische Chance“, wie er selbst betonte – dem hoch verschuldeten Land steht plötzlich, abgesehen von allen anderen nationalen und europäischen Mitteln, ein Aufbau- und Konjunkturpaket von 30,5 Milliarden Euro zur Verfügung, das sogar die Mittel des legendären Marshallplans übertrifft, der dem von Krieg, Besatzung und Bürgerkrieg zerstörten Land einst den Wiederaufbau ermöglichte.