Am Herd

Heuer bin ich trotzig

Ich werde das Neue Jahr nicht begrüßen.
Ich werde das Neue Jahr nicht begrüßen.Imago
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Das Neue Jahr ist wie ein Kind, da scheint alles noch möglich, so vieles ist offen, es kann Astronaut werden oder Müllmann, Lastwagenfahrer oder Influencer.

Diesmal bin ich trotzig. Diesmal mache ich nicht mit. Ich werde das Neue Jahr nicht begrüßen, habe ich mir gedacht, soll es halt kommen, ist eh nicht aufzuhalten, egal, ob ich mich mitternachts zu Walzerklängen drehe oder nicht. Diesen 1. Jänner behandle ich wie einen x-beliebigen Feiertag im Juni oder Oktober, ich schlafe, solang ich eben kann, ich bleibe im Bett und löse Sudoku, und wenn mir im Bett zu fad wird, löse ich die Sudokus weiter in der Badewanne, bis mein Mann irgendwann auch aufwacht und wir gemeinsam frühstücken. Ich habe keinen Kater – schließlich gab es nichts zu feiern –, nur die alte Katze, die froh ist, dass ich heute zu Hause bin und die maunzend meine Waden umschleicht, wobei sie selbst nicht recht weiß, was sie will: gestreichelt werden oder gefüttert.

Nach Omikron? Dieses Neue Jahr weiß auch nicht, was es will. Hoffnung wecken? Oder Verzweiflung schüren? Uns in die Resignation treiben? Sie habe sich damit abgefunden, dass die Pandemie bleibt, sagt eine Kollegin. Seither fühle sie sich befreit. Ist halt so. Besser, man gewöhnt sich daran. Ich bin noch nicht so weit, ich warte noch immer auf die guten Zeiten, ich sage: „nach Omikron“. So wie ich „nach Alpha“ und „nach Delta“ gesagt habe. Da sieht man gleich, wie unvernünftig das ist, aber ich weiß auch nicht, ob es vernünftig ist, gar nicht zu hoffen.

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