Burgenland

Impfpflicht für Bischof Zsifkovics als äußerstes Mittel vertretbar

Kardinal Christoph Schönborn und der Bischof von Eisenstadt Ägidius Zsifkovics.
Kardinal Christoph Schönborn und der Bischof von Eisenstadt Ägidius Zsifkovics.APA/ROBERT JAEGER
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Ägidius Zsifkovics ist trotz Impfung an Covid-19 erkrankt. Die Nachfolge des Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn zu fixieren sei "nicht meine Aufgabe".

Für den Eisenstädter Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics ist die angekündigte Impfpflicht gegen das Coronavirus als äußerstes Mittel vertretbar. Zuvor sollten jedoch gelindere wie etwa verstärkte Aufklärung über das Vakzin gewählt werden, erklärte er im APA-Interview. Zsifkovics war im vergangenen Herbst selbst an Covid-19 erkrankt und leidet noch heute unter leichten Spätfolgen wie Müdigkeit. Von der Politik fordert er gerade in Zeiten der Pandemie klare Kommunikation.

"Es geht aufwärts, aber es war keine leichte Zeit", so Zsifkovics, der trotz Impfung erkrankt war. Nun hofft er, dass die Spätfolgen, die Müdigkeit und Schmerzen in den Rippen bald vorbei sind. "Corona zeigte uns, dass wir planen und organisieren können, aber ein kleines Virus kann das ganze Programm durcheinander bringen. Man hat deutlich gesehen: 'Der Mensch denkt, Gott lenkt'. Wir mussten uns umstellen, auch in der Kirche", stellte der Bischof fest. In der Seelsorge gelte es jetzt, die Menschen wieder an die Gemeinschaft zu binden, denn sie würden nach Gemeinschaft suchen.

In der Pandemie sei die persönliche Seelsorge sehr wichtig gewesen, sei es bei Gesprächen im Garten oder über neue Medien. Die größte Sorge der Menschen sei die Unsicherheit, "weil wir diese Situation noch nie hatten". Die Dauer sei unklar, ortet Zsifkovics eine Perspektivlosigkeit: "Da braucht es unsere Begleitung, weil auch viele Scharlatane unterwegs sind, die spalten."

Um der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, brauche es gute Information und bessere Kommunikation. Auch sei derzeit nicht die Zeit für Ideologie und Angstmache. Mit Impfgegnern solle man das persönliche Gespräch suchen, um über die Ängste zu sprechen. Die Impfpflicht sieht er als letztes Mittel, wobei es natürlich Ausnahmen brauche.

"Viel war geplant, aber nicht alles umsetzbar"

Die Diözese Eisenstadt beging 2021 ihr 60-jähriges Bestehen: "Viel war geplant, während der Pandemie war aber nicht alles umsetzbar." Man habe sich der neuen Situation stellen müssen: "Wir haben eine Fülle von Menschen, die an der Diözese mitarbeiten. Das ist der eigentliche Schatz unserer Diözese." Ein Spezifikum des Burgenlandes sei die sprachliche und ethnische Vielfalt, diese prägt laut Zsifkovics das Land: "Wenn das verloren geht, geht die Identität des Burgenlandes verloren." Bis zum Jahr 2025 sollen in der Diözese Eisenstadt 42 Seelsorgeräume entstehen. Die Umsetzung laufe, man gehe dabei behutsam vor und evaluiere laufend, es werde "nichts übers Knie gebrochen", versicherte der Bischof.

Dass es auf Bundesebene in der Politik zuletzt so rasche Änderungen gegeben habe, habe "sicher kein gutes Bild" abgegeben, eine gute Demokratie müsse dies aber aushalten, zeigte er sich überzeugt. Zsifkovics ärgerte sich aber auch: "Unverständlich ist, dass man in so einer Situation nicht mehr das Gemeinsame sucht, sondern versucht, daraus politisches Kapital zu schlagen. Der gemeinsame Feind sollten nicht andere Parteien sein, sondern das Virus. Das sollte man bekämpfen. Wer Österreich liebt, der spaltet es nicht." Der Bischof sieht derzeit auch nicht die Zeit für eine Neuwahl.

Was die Nachfolge des Wiener Erzbischofs Christoph Schönborn betrifft, meinte Zsifkovics: "Es ist nicht meine Aufgabe, das zu fixieren." Er selbst sei gerne im Burgenland und beneide niemanden, der heute eine derartige Leitungsfunktion übernehmen müsse.

(APA)

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