Ermittlungen

„Viel Angst“ nach Brand in Protestcamp

WIEN: BRAND IM LOBAU-CAMP DER AKTIVISTEN: VERFASSUNGSSCHUTZ ERMITTELT
WIEN: BRAND IM LOBAU-CAMP DER AKTIVISTEN: VERFASSUNGSSCHUTZ ERMITTELTAPA/FLORIAN WIESER
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Das Feuer im Lobau-Protestcamp wurde offenbar gelegt. Acht Jugendliche, die sich retten konnten, werden psychologisch betreut.

Wien. „Wir rennen so schnell wir können. Neben unseren Schuhen fließt eine Flüssigkeit, aus der das Feuer aufsteigt. Wir wissen, dass es Benzin ist. Ich rieche es.“ In einem am Montag veröffentlichten Statement beschreibt eine junge Aktivistin ihre Erlebnisse. Das Mädchen ist eine von acht Jugendlichen, die sich in jener Hütte im Lobau-Protestcamp in der Donaustadt befanden, die in der Nacht auf Freitag abbrannte.

Die Umweltschützer sprechen von einem „Brandanschlag“ – so weit will die Polizei noch nicht gehen: „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, so ein Sprecher, und zwar „in alle Richtungen“. Auch wenn noch nicht alle Spuren ausgewertet sind, deutet vieles auf Brandlegung hin: Ein Polizeihund habe auf Brandbeschleuniger angeschlagen, auch die Einschätzung der Brandermittler gehe in die Richtung. Zudem wurde in der Nacht ein sich entfernender Radfahrer gesehen, heißt es bei der Polizei. Auch der Verfassungsschutz ermittelt in der Causa.

Psychologische Hilfe

Verletzt wurde bei dem Brand niemand. Allfällige psychische Auswirkungen auf die in der Nacht anwesenden Aktivisten zwischen 16 und 20 Jahren seien aber noch nicht absehbar, sagt Lena Schilling, Sprecherin der Initiative „Lobau bleibt!“. Sie bekommen nun psychologische Hilfe.

„Es geht der ganzen Bewegung nicht besonders gut. Wir wissen, jeder von uns hätte da drin sein können. Hätten die Aktivisten geschlafen, wären sie jetzt vielleicht tot“, sagt Schilling zur „Presse“.

Von der Holzhütte sind nur noch einige verkohlte Reste übrig. Ob sie wieder aufgebaut wird, weiß Schilling derzeit nicht. „Man fragt sich schon, wie der Protest unter dieser Gefahr weitergehen kann. Ich spüre ganz viel Angst in mir.“

Außerdem herrsche bei den Aktivisten aber auch Enttäuschung in Bezug auf Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Während die Tat von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) oder Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne), aber auch international, etwa von der deutschen Aktivistin Carola Rackete, verurteilt wurde, habe Ludwig diese verharmlost, kritisiert Schilling. Sie vermisse einen „Mindeststandard an Menschlichkeit“ beim Bürgermeister. Ludwig hat in Reaktion auf den Brand klargestellt, dass auf Dauer „ein rechtsfreier Raum“ nicht möglich sein werde. Ein Sprecher Ludwigs wies den Vorwurf der Verharmlosung zurück.

Die Klimaaktivisten von „Lobau bleibt!“ halten auch nach dem Aus für den Lobau-Tunnel zwei Baustellen besetzt und haben dort Protestcamps errichtet. Sie wollen so die sogenannte Stadtstraße, die die Seestadt mit der Südosttangente verbinden soll, verhindern.

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