Im Goldenen Musikvereinssaal war es mucksmäuschenstill, als sich Maestro Daniel Barenboim mit leiser Stimme an das Publikum auf der ganzen Welt wandte.
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Das Neujahrskonzert sei jedes Jahr wichtig, aber heuer, da die weltweite Situation äußerst schwierig sei, wichtiger denn je; Covid erachte er nicht nur als medizinische, sondern vor allem als menschliche Katastrophe, die Menschen auseinanderdividiere. Deshalb sollten die vielen Musikerinnen und Musiker, die beim Musizieren eins würden, „eine Gemeinschaft, eine Gruppe von Menschen, die ähnlich denken und gleich fühlen“, beispielhaft sein für den Umgang mit dem Virus: „Lassen Sie uns dieses Vorbild von Menschlichkeit in unser tägliches Leben mitnehmen.“
Covid, Regierungskrise, Lockdowns: Das Dreikanzler-Katastrophenjahr 2021 bot reichlich Stoff für Parteinahmen und Appelle von Kunstschaffenden aller Sparten und Anschauungen. Etliche verpufften als selbstgefällige Besserwissereien aus dem Elfenbeinturm, etliche verärgerten wegen ihrer eitlen Hybris, andere wegen penetranter Dummheit. Viele verhallten ungehört. Die kurze Neujahrsansprache von Daniel Barenboim war anders.