Geldpolitik

"Gehen unseren eigenen Weg": Türkischer Finanzminister verteidigt Wirtschaftskurs

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Die Regierung werde bei der Haushaltsdisziplin keine Kompromisse eingehen und die Geld- und Fiskalpolitik umsetzen.

Der türkische Finanzminister Nureddin Nebati verteidigt die umstrittene Wirtschaftspolitik der Regierung trotz akuter Währungskrise und sehr hoher Inflation. "Wir haben konventionelle Strategien beiseitegelegt, jetzt geht es um eine abweichende Politik", sagte Nebati am Mittwoch in einer Rede vor Unternehmern. "Wir werden unseren eigenen Weg gehen, nicht den Weg, den andere für uns vorgezeichnet haben."

Die Regierung werde bei der Haushaltsdisziplin keine Kompromisse eingehen und die Geld- und Fiskalpolitik umsetzen. Nebati versprach zudem, neue Instrumente zur Unterstützung produzierender und exportorientierter Unternehmen einzuführen. Details dazu wurden zunächst nicht genannt.

Landeswährung Lira auf Talfahrt

Die Landeswährung Lira hat 2021 gegenüber dem Dollar rund 44 Prozent an Wert eingebüßt. Das ist die mit Abstand schlechteste Entwicklung unter den Schwellenländern. Die Währungsschwäche wiederum hat die türkische Inflationsrate im Dezember auf 36 Prozent getrieben, den höchsten Wert unter der Führung von Präsident Recep Tayyip Erdogan.

In einer solchen Situation würden die meisten Zentralbanken der Welt wohl ihre Zinsen erhöhen, um die Währung für Anleger wieder attraktiver zu machen und so den Kurs zu stabilisieren. Eine stärkere Lira würde zugleich die Importe verbilligen, die meist in Devisen wie Dollar oder Euro bezahlt werden müssen. Die türkische Zentralbank hat zuletzt aber trotz steigender Preise ihre Zinsen seit September 2021 von 19 auf aktuell 14 Prozent gesenkt, was Anleger verschreckt und die Realrenditen tief im negativen Bereich gedrückt hat.

Erdogan hatte immer wieder niedrigere Zinsen gefordert und auch mehrmals den Notenbank-Chef ausgetauscht. Der Präsident will mit sinkenden Zinsen vor allem Produktion, Exporte und Wirtschaftswachstum ankurbeln. Im kommenden Jahr stehen in dem Schwellenland Parlaments- und Präsidentschaftswahlen an. Die wirtschaftliche Lage könnte dann mit ausschlaggebend für den Wahlausgang sein.

(APA)

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