Melodien für Millionen

Jetzt auch Bowie: Warum der Verkauf von Songrechten boomt

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DAVID BOWIE the infinitely changeable fiercely forward looking songwriter who taught generations o(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Für 250 Millionen Dollar hat der US-Musikverlag Warner Chappell Music die Rechte am Gesamtwerk von David Bowie gekauft. Bowies Erben machen es dabei Größen wie Bruce Springsteen und Bob Dylan nach.

Nun also auch David Bowie. Die Erben des unvergleichlichen Künstlers, Bowies Witwe Iman, Sohn Duncan Jones und Tochter Alexandria Zahra Jones, haben die Rechte an Bowies Songs verkauft. 250 Millionen Dollar, umgerechnet rund 220 Millionen Euro, soll US-Musikverlag Warner Chappell Music für die mehr als 25 Studioalben mit Songs wie "Space Oddity", "Changes", "Heroes" oder "Let's Dance“ gezahlt haben, berichtet das US-Branchenblatt „Varitey“.

Bowie ist der neueste Name in einer langen Liste von Künstlern, deren Songrechte inzwischen bei großen Konzernen und Plattenfirmen liegen. Bob Dylan überließ sein Werk mit rund 600 Aufnahmen dem Marktführer Universal. Der nicht öffentlich bekanntgegebene Betrag auf mehr als 300 Millionen Dollar geschätzt. Jüngst trat Bruce Springsteen seinen gesamten Back-Katalog an Sony ab – für angeblich eine halbe Milliarde US-Dollar (knapp 444 Mio. Euro). Damit ist der "Boss" Schätzungen zufolge Rekordhalter.

Auch die Red Hot Chili Peppers, Shakira, Tina Turner und viele kaum weniger namhafte Künstler trennten sich von ihren Songrechten. Sie folgen einem Trend im Musikgeschäft, der durch Corona beschleunigt wurde: Die Einnahmen aus Tonträgerverkäufen schwinden, Musikstreaming wiegt das nicht auf. Das lukrative Konzertgeschäft wurde durch die Pandemie massiv beeinträchtigt. Zu den lukrativsten gehört etwa die 360°-Tour von U2: 730 Millionen Euro Umsatz soll die Band in 110 Konzerten erwirtschaftet haben. Durch Corona fallen solche Einnahmequellen schlicht weg.

"Ich kann nicht arbeiten", schrieb Songwriter-Legende David Crosby vor einem Jahr bei Twitter und kündigte an, seine Rechte ebenfalls verkaufen zu wollen. "Streaming hat mein Plattengeld gestohlen... Ich habe eine Familie und eine Hypothek, darum muss ich mich kümmern, also ist es meine einzige Option."

Schwer, Rechte zurückzubekommen

Sind die Songrechte einmal weg, wird es schwer, sie zurückzubekommen. Aber zumindest kurzfristig gesehen ist der Verkauf ein gutes Geschäft. Die Red Hot Chili Peppers sollen vom britischen Unternehmen Hipgnosis umgerechnet rund 125 Millionen Euro kassiert haben. Hipgnosis gilt als einer der Vorreiter der Rechteverwaltung. Gegründet wurde die Investmentfirma von Merck Mercuriadis, einem Musikveteran, der schon Beyoncé, Iron Maiden und die Pet Shop Boys managte, und Nile Rodgers, dem Gitarristen der Disco-Funk-Band Chic ("Le Freak", "Good Times") und Produzenten von Duran Duran, Bowie oder Madonna.

Schmusesänger Barry Manilow, Altrocker Neil Young und Popstar Shakira gehören zu ihrem Portfolio. Kritik der Fans an einem angeblichen Ausverkauf wirkt Hipgnosis entgegen und verspricht, die Musik nur zu den Bedingungen der Künstler zu vermarkten. Mit anderen Worten: Eine Verramschung in Werbespots soll es nicht geben - es sei denn, der Künstler selbst willigt ein. "Merck hat eine neue Art von Musikfirma erschaffen", schwärmte Manilow. "Ich freue mich, ein Teil der Familie zu sein."

Für jüngere Musiker und Songwriter kann es also durchaus sinnvoll sein, diesen Schritt zu gehen, der sich schon bei einem einzigen Hit finanziell lohnen kann. Denn im Vergleich zu früheren CD- und Schallplattenverkäufen sind die Einnahmen durch Streaming äußerst gering. Das sei unfair, beklagen viele Musiker. Radiohead-Frontmann Thom Yorke zählte zu den schärfsten Kritikern und weigerte sich lange, seine Musik auf Spotify und Co. verfügbar zu machen. US-Superstar Taylor Swift zog vorübergehend ihren gesamten Katalog von allen Streamingplattformen zurück, weil sie das Zahlungsmodell infrage stellte.

Taylor Swift nimmt alle Songs neu auf

Noch wütender zeigte sich Swift allerdings beim Thema Songrechte. Die liegen für ihre ersten sechs Alben nämlich beim früheren Label Big Machine Records. Mit 15 hatte die US-Sängerin dort einen Vertrag unterschrieben und die Verlagsrechte schon im Voraus abgetreten. Die Rechte wurden inzwischen mehrfach verkauft - Swift gelang es jedoch nicht, sie selbst zu erwerben. Nun hat sie begonnen, diese sechs Alben für ihr Label Universal neu aufzunehmen, um so die Kontrolle über ihr Werk zurückzuerlangen. Eine Vertragsklausel macht's möglich.

Ärger um Songrechte ist in der Branche nichts Neues. In den 80er-Jahren erwarb Michael Jackson die Rechte am Gesamtkatalog der Beatles für umgerechnet 40 Millionen Euro - sehr zum Ärger von Ex-Beatle Paul McCartney. Der hatte den Kauf allerdings zuvor abgelehnt, weil er ihm zu teuer erschien.

Die Freundschaft zwischen "Jacko" und "Macca", die zuvor die Duette "The Girl Is Mine" und "Say Say Say" aufgenommen hatten, zerbrach, auch weil Jackson dem Unternehmen Nike die Nutzung des Beatles-Songs "Revolution" für einen Schuh-Werbespot erlaubt hatte. Finanziell lohnte sich das Geschäft für den "King of Pop": Zehn Jahre später verkaufte Michael Jackson die Beatles-Rechte für das Doppelte.

(APA/dpa/Red.)

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