Mein Freitag

Eis und Schnee und die Kekse vor ihrer Zeit

APA/BARBARA GINDL
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Die Welt ist manchmal verkehrt, das kann die Physik erklären, aber leider nicht alles.

Der zusammengepresste Schneeball auf den glühheißen Kohlen ist auch nach fünfzehn Minuten noch nicht geschmolzen. In kleine Stücke zerteilt, wäre alles schon längst verdampft. Warum das so ist, hat einem damals der Physiklehrer beibringen wollen, aber da war man mit anderen Rätseln des Lebens beschäftigt. Eigentlich wollte er es uns auch nicht beibringen, sondern abfragen, da besteht ein kleiner Unterschied.

Im zweiten Bildungsweg mit den Schulbüchern der Kinder kann das nun alles nachgeholt werden, das Schmelzen des Eises und die irritierende Erfahrung, dass es oben auf dem Berg siebzehn Grad hat und unten im Tal nur zwei. Auch ohne Nebel. Wisst ihr, warum? Die gewohnte Antwort: „Ist egal.“ Ist halt so.

Vielleicht macht es so viel Spaß, der Physik des Alltags auf den Grund zu gehen, weil es auf viele andere Fragen derzeit keine Antworten gibt. Es ist eben so, man kann es nicht ändern. Da ist es leichter, sich auf machbare Dinge zu konzentrieren. Schleifst du die Kanten deiner Skier, kommst du besser um die Kurven. Du kannst natürlich auch rutschen. Es gibt viele Wege den Hang hinunter und es schauen dir weniger Menschen zu, als du befürchtest, wenn du verkrampft durch einen Schneehügel pflügst. Es sind so ziemlich alle mit sich selbst beschäftigt.

Vielleicht ist es das Gefühl, nur bedingt aus eigener Kraft zur Verbesserung der Situation beitragen zukönnen, was die unterschwellige Spannung erhöht. Man kann alles richtig machen und dennoch mit Halsschmerzen aufwachen. Es ist nur ein kleiner Schritt hinüber zum Fatalismus.

Es sind noch ein paar Weihnachtskekse übrig. Zuerst wurden sie wie ein Schatz gehütet, nun gehören sie aufgegessen. Sie schmeckten am besten, als sie vor ihrer Zeit aus der Dose gestibitzt wurden.

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