Pizzicato

Bella ciao, Gianna!

Man wird sich ja noch etwas wünschen dürfen, insbesondere zu Epifania, wenn Befana vorbeihuscht, um in der Nacht zum Dreikönigstag in Italien nochmals Geschenke und Dolce frei Haus zu liefern. Erst recht, wenn man selbst Prinzessin einer Zuckerbäckerdynastie aus Siena ist und obendrein Königin des Italo-Rock.

Gianna Nannini sang bei der Eröffnung der Fußball-WM 1990 im Olympiastadion in Rom, und ihr Hit „Bello e impossibile“ wurde zur Hymne der Squadra Azzurra bei der Fußball-EM 2021, bei der sich das Team Roberto Mancinis zum Europameister krönte. Wieso sollte es also nicht möglich sein, so dachte sie, dass anno 2022 eine Frau zur Präsidentin avanciert? Und so hat sich Gianna Nazionale – Gina Nazionale alias Gina Lollobrigida ist als betagte Diva mit 94 längst in Pension – kurzerhand zur Kandidatin proklamiert.

Italiens Intellektuelle und Künstlerinnen hatten die Wahl einer Frau urgiert. Ob sie die Rockröhre mit der Reibeisenstimme im Sinn hatten? Ein Gottseibeiuns für die Rechte unter Salvini und Meloni, die einen ausrangierten Ex-Schlagersänger für den Quirinal lanciert: Silvio Berlusconi. Pop versus Schlager, so lautet vorerst das Match um die Macht. Als Auftakt zur römischen Ranküne, bei der wohl ein lachender Dritter – oder eine Dritte – aus der Box hüpft. Und es wird heißen: Bella ciao! Ciao Gianna, grazie. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2022)

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