1927 - 2022

Trauer um Sidney Poitier, den ersten schwarzen Hollywood-Star

A PATCH OF BLUE, Sidney Poitier, 1965 Courtesy Everett Collection !ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCH�TZT! PUBLICATIONxINxGERxS
A PATCH OF BLUE, Sidney Poitier, 1965 Courtesy Everett Collection !ACHTUNG AUFNAHMEDATUM GESCH�TZT! PUBLICATIONxINxGERxS(c) imago images/Everett Collection (Courtesy Everett Collection via)
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Er brillierte "In der Hitze der Nacht" und erhielt als erster Schwarzer den Hauptdarsteller-Oscar. Nun ist die Legende 94-jährig gestorben.

"They call me Mr. Tibbs!" Mit dieser Replik voller Stolz und rechtschaffener Wut - seinem Gegenüber, das ihn eben als "nigger boy" aus Philadelphia herabgewürdigt hat, wie einen Schutzschild entgegengestemmt - brachte Detective Virgil Tibbs 1967 im Film "In der Hitze der Nacht" den Mut, die Kraft und den Zorn der schwarzen US-Bevölkerung eindrucksvoll auf den Punkt. Verkörpert wurde Tibbs von Sidney Poitier.

Schon drei Jahre zuvor war Poitier als erster Schwarzer der Geschichte mit dem Oscar für den besten Hauptdarsteller ausgezeichnet worden - für seine Rolle im humoristischen Drama "Lilien auf dem Felde". Und hatte so im Kampf um afroamerikanische Gleichberechtigung in der US-Filmindustrie einen entscheidenden Etappensieg erzielt. Bis heute zählt sein schauspielerisches Schaffen zu den bedeutendsten Erträgen der Übergangszeit zwischen Klassik und Moderne Hollywoods.

Poitier wurde 1927 in Miami geboren, während seine Eltern, die in den Bahamas in armen Verhältnissen lebten, beruflich dort waren. Bis zu seinem Tod besaß der Star eine doppelte Staatsbürgerschaft. Mit 16 zog Poitier nach New York, trat dort dem American Negro Theater bei. Bald wurde Fox-Produzent Darryl F. Zanuck auf ihn aufmerksam. Und besetzte den jungen Mann im Film noir "No Way Out" (1950). Größere, prominentere Rollen folgten. Für die damalige Zeit beileibe keine Selbstverständlichkeit: Dunkelhäutige Darsteller wurden von Hollywood nach wie vor wie Menschen zweiter Klasse behandelt, die gerade gut genug waren, den weißen Stars der Zeit als Staffage zu dienen.

Poitier trug viel dazu bei, dieses schiefe Bild zurechtzurücken; sein selbstbewusstes Auftreten neben Tony Curtis im Gefängnisausbruchsfilm "Flucht in Ketten" (1958) brachte ihm als erstem Schwarzen eine Oscar-Nominierung als Hauptdarsteller ein. Später spielte Poitier in Otto Premingers Filmadaption von "Porgy und Bess".

Lehrer, Küsser und Kommissar

Das Jahr 1967 war der Höhepunkt seiner Karriere: Im britischen Schuldrama "To Sir, with Love" gab er einen engagierten Lehrer, in "Rat mal, wer zum Essen kommt" durfte er (vom Rückspiegel aus betrachtet) sogar eine weiße Frau küssen - was seinerzeit noch ein Politikum war.

Der Krimi "In der Hitze der Nacht", in dem er sich als Kommissar aus dem Norden gegen einen rassistischen Südstaaten-Sheriff (Rod Steiger) durchsetzen muss, bleibt einer seiner nachhaltigsten Filme.

Unvergessen, wie er darin einem wohlhabenden Plantagenbesitzer, der ihn pikiert ohrfeigt, spornstreichs und unbeeindruckt zurückwatscht. Mehrere Generationen schwarzer Schauspieler blicken bis heute zu Potier als Vorbild auf. 1997 drehte er mit dem Actionthriller "Der Schakal" seinen letzten Spielfilm. Am Freitag ist die Legende 94-jährig verstorben. (and)

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