Kassym-Jomart Tokajew hat als Außenminister und Ministerpräsident Karriere gemacht, bis ihn Nursulatan Nasarbajew 2019 zum Nachfolger kürte. Jetzt brach der Präsident mit seinem Mentor – und kopiert seine Methoden.
Die harsche Rhetorik in den Fernsehansprachen des Präsidenten kannten die Kasachen bisher nur von dessen Vorgänger Nursultan Nasarbajew, dem mit einem Mal kaltgestellten „Elbassy“, des lebenslangen „Führers der Nation“. Zu Kassym-Jomart Tokajew, dem Diplomaten und Technokraten mit den weichen Zügen, will sie indes nicht so recht passen.
Beobachter der zentralasiatischen Riesenrepublik spekulierten denn auch, ob in Nursultan, der nach Nasarbajew benannten und aus der Steppe gestampften Hauptstadt, nicht ein Machtkampf ausgebrochen sei, in dem der Schützling seinen gesundheitlich angeschlagenen Mentor demontiert hat – als Chef des Nationalen Sicherheitsrats und als starken Mann des Regimes. Tokajews erste Amtshandlung nach dem überraschenden Rücktritt Nasarbajews vor bald drei Jahren hatte noch darin bestanden, die Hauptstadt Astana nach seinem Förderer umzubenennen. Ein Kotau vor dem Autokraten, der einen krassen Personenkult gepflegt hatte.